Owomoyela zur Nichtberücksichtigung für die WM: "Es ist das Ticket, das nicht gültig ist"
Archivmeldung vom 16.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPatrick Owomoyela hat die Entscheidung, dass er nicht zum WM-Kader gehört, mit großer Enttäuschung aufgenommen. Der 26 Jahre alte Verteidiger stellte sich nach der Bekanntgabe des WM-Teams am Montagnachmittag den Fragen der Medienvertreter.
"Mir
wird es keiner übel nehmen, wenn ich heute richtig enttäuscht bin.
Leider ist das kein schlechter Traum, sondern die Realität. Ich wurde
auf Abruf berufen, das ist das Ticket, das nicht gültig ist", so
Owomoyela nach der Entscheidung, die ihn nach eigenen Aussagen nicht
so hart trifft wie befürchtet: "Gerade vor so wichtigen
Entscheidungen spiele ich immer alle Möglichkeiten durch, um am Ende
nicht ins Bodenlose zu fallen. Ich merke jetzt, dass ich die
Nachricht gefasster aufnehme, als ich zunächst gedacht habe. Ich
werde nicht zum Alkoholiker werden."
Dennoch braucht der Bremer jetzt einige Zeit, um den Schock zu
verarbeiten. "Ich habe erstmal das Telefon ausgeschaltet. Ich muss
erst einmal ein bisschen Abstand gewinnen. Ich werde in dieser Woche
ganz normal mit Werder trainieren und dann sehe ich weiter."
Trotz der Enttäuschung wurden seitens des Bremer Profis keine
Vorwürfe an die Verantwortlichen laut. "Ich hege deswegen keinen
Groll. Ich bin auf niemanden sauer. Ich habe die Antwort auf die
Frage bekommen, die ich mir seit Wochen selbst gestellt habe. Ich
denke jetzt nicht darüber nach, ob es gerecht ist oder nicht. Einer
muss immer in den sauren Apfel beißen."
Patrick Owomoyela versucht nun, aus dieser Erfahrung neue
Motivation zu tanken. "Es ging jetzt zweieinhalb Jahre für mich nur
bergauf und jetzt zum ersten Mal einen richtigen Schritt zurück. Ich
sehe es so, dass ich noch besser hätte spielen müssen, um für weniger
Zweifel an meiner Person zu sorgen. Das scheint mir nicht so gelungen
zu sein. Ich werde jetzt alles dafür tun, um mit verbesserten
Leistungen schnell wieder zum Kader zu gehören."
Dass er den Kollegen im deutschen Team während der WM alles Gute
wünscht, steht für Patrick Owomoyela außer Frage. "Ich drücken ihnen
genau so die Daumen, als wenn ich selbst noch im Mannschaftsbus
sitzen oder auf dem Platz stehen würde." Wo er die Zeit während der
WM verbringt, weiß der Werderaner noch nicht. "Wo ich meinen längeren
Urlaub verbringe, ist noch unklar. Ich glaube aber nicht, dass ich
mich der WM ganz entziehen werde. Dafür bin ich zu sehr Fußball-Fan."
Reaktionen auf WM-Nominierung: Werder-Trio für WM nominiert
Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat für die
Weltmeisterschaft die drei Werder-Profis Torsten Frings, Miroslav
Klose und Tim Borowski in seinen 23-köpfigen Kader berufen.
Überraschend nicht zum Aufgebot gehörte der Bremer Patrick Owomoyela.
Bei Werders sportlicher Leitung wurde die Entscheidung mit
Überraschung aufgenommen.
Cheftrainer Thomas Schaaf sagte: "Jürgen
Klinsmann hat mich heute morgen darüber informiert. Bisher waren wir
immer davon ausgegangen, dass unsere Spieler als Quartett zur WM
fahren. Wir hätten es jedem unserer Profis gegönnt. Owo ist natürlich
jetzt sehr enttäuscht, er hat für dieses Ziel sehr viel investiert."
Geschäftsführer Klaus Allofs kommentierte die Entscheidung des
DFB-Trainerstabes so: "Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass
neben dem nominierten Trio Owo ein Wackelkandidat für den WM-Kader
war. Trotzdem ist dieser zusammengestellte Kader eine ziemliche
Überraschung. Für Owo ist es ein großer Schock. Alle Aussagen uns
oder ihm gegenüber haben vermittelt, dass er gute Chancen auf die
WM-Teilnahme hat. Wir haben mit den Verantwortlichen zuletzt während
des Bundesliga-Spiels gegen Schalke 04 gesprochen. Dabei ging es auch
um Owo. Auch damals waren noch alle mit seiner Entwicklung weitgehend
zufrieden."
Neben der geäußerten Überraschung dokumentierte Werders sportliche
Leitung aber auch deutliche Kritik an der Entscheidung: "Ich kann
nicht nachvollziehen, dass Spieler den Vorzug erhalten haben, die
zwar teilweise eine ordentliche Saison gespielt haben, aber nicht bei
Klubs spielen, die vor solchen Aufgaben standen wie Werder. Patrick
Owomoyela hat bei uns in der Champions League fast alle Partien
gespielt, stand in der Meisterschaft immer im Brennpunkt, er hat bis
zum Schluss ganz oben mitgespielt. Das Gleiche gilt auch für den
Schalker Kevin Kuranyi."
Zum gesamten WM-Kader sagte Allofs: "Es gab nach jeder Nominierung für eine WM oder eine EM einen öffentlichen Aufschrei. Immer gab es Diskussionen um ein oder zwei Namen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass es schon mal eine Überraschung in dieser krassen Form gab. Bei den Kandidaten im Sturm muss man schon mal nachfragen, ob man richtig gelesen hat. Mein Kader hätte anders ausgesehen."
Quelle: Pressemitteilung Werder Bremen GmbH & Co KG aA