Lausitzer Rundschau: Zu Paralympic/Lob: Wirklich zählt nur der Alltag
Archivmeldung vom 20.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm Ende waren wieder alle stolz und zufrieden. Das deutsche Paralympic-Team hatte sich in Turin eindrucksvoll in der Weltspitze behauptet. Die erstmals täglich übertragenden Fernsehsender ARD und ZDF verbuchten Top-Einschaltquoten und die Politik konnte sich mit bewundernswerten Leistungen der Behindertensportler sowie der tollen Stimmung in den Sportstätten schmücken.
Ende gut, alles gut? Eher nicht. Denn der Blick zurück zeigt, dass
der deutsche Behindertensport vor genau den- selben Problemen steht,
wie die olympischen Sportarten selbst. Dem deutschen Spitzensport
fehlt der systematische Unterbau, jeder Verband wurstelt mehr oder
weniger für sich. Erfahrungsaustausch findet Sportarten-übergreifend
nicht statt, Förderung wird aus Kostengründen minimiert.
Andere Länder gehen da ganz andere Wege, insbesondere China, Russland
und die Ukraine professionalisieren den Behindertensport. Das
olympische Motto, wonach nur die Teilnahme zählt, gilt hier längst
nichts mehr.
In den USA und Kanada zum Beispiel gibt es an den Colleges, also
dort, wo der Übergang vom Jugend- zum Leistungssport erfolgt, kaum
eine Trennung zwischen behinderten und nichtbehinderten Athleten.
Integration ist dort gelebter Alltag.
Diesen Alltag meistern auch Lausitzer Paralympic-Stars wie Yvonne
Sehmisch aus Herzberg, Maren Boßmeyer aus Cottbus oder Gerd Franzka
aus Schönwalde auf bewundernswerte Art und Weise. Diese
Spitzensportler erfahren in ihren Heimatvereinen und in der Region
hohe Wertschätzung und Unterstützung, viele andere Behinderte sind im
Alltag und auch bei ihrem Bemühen, Sport treiben zu können, zu oft
auf sich allein gestellt.
Erst wenn sich das ändert, hat Deutschland die richtigen
Schlussfolgerungen aus den goldenen Tagen von Turin gezogen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau