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Formsuche abseits der VIESSMANN Tour de Ski

Archivmeldung vom 05.01.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Abbildung: Viessmann Werke
Abbildung: Viessmann Werke

Der Fokus des öffentlichen Interesses der Skilanglauf-Fans liegt – na klar – in diesen Tagen ganz eindeutig auf dem Geschehen bei der Viessmann Tour de Ski. Doch das Feld ist inzwischen ausgedünnt; krankheitsbedingt oder mangels Chancen auf Top-Resultate verabschiedeten sich Läuferinnen und Läufer reihenweise aus dem Tross.

Zu denen, die der Tour schon nach den ersten beiden Etappen den Rücken kehrten, gehörte Franz Göring. Keine leichte Entscheidung für den 28-jährigen Thüringer, aber eine wohldurchdachte. Denn der Zella-Mehliser, einst als größtes Talent im deutschen Skilanglauf gehandelt, läuft seit Jahr und Tag seinen einstigen Top-Leistungen hinterher. Bei der Junioren WM 2004 in Stryn (NOR) ließ er als 10 km - Weltmeister Männer wie Dario Cologna und Petter Northug hinter sich, zwei Jahre später reichte es zu Bronze über 30 km in Kranj (SLO). Und so wurde Göring für die Olympischen Spiele in Turin nominiert, durfte 2006 die Wettkämpfe im Zeichen der Ringe als 21-Jähriger miterleben.

Im Schatten der anderen

Auch im Folgewinter ging es steil bergauf. Bei der ersten Viessmann Tour de Ski gewann Göring den Lauf in Oberstdorf – sein erstes Weltcuprennen, auch wenn das Ergebnis wegen des damals gültigen Reglements bei der Premiere der Viessmann Tour de Ski nicht als Einzelweltcup gewertet wurde. In der Gesamtwertung reichte es für Göring aber zu Platz sechs, ein Spitzenresultat, das allerdings im Jubel um den Triumph von Tobias Angerer ein wenig unterging. Doch nach dem 14. Platz im Gesamtweltcup der Saison 2006/07 riss der Erfolgsfaden.

Das Pech ist mit im Spiel

Was folgte, war eine lange Reihe von Krankheiten, Verletzungen, dazu der Wechsel von Oberhof nach Ruhpolding.Und als nach einer schweren Verletzung in der Olympiasaison 2009/10 die Reise nach Vancouver ohne Göring stattfand, da kamen erste Zweifel auf, ob das einstige Talent den Anschluss an die deutsche Spitze würde je wieder schaffen können. „Ich habe sicher in der Vergangenheit Fehler gemacht“, bekennt Göring heute selbstkritisch. „Aber mit Blick auf meine Krankenakte muss ich mir auch sagen, es war nicht nur Unvermögen oder Faulheit, es war auch eine ganze Menge Pech im Spiel.“ Spätestens seit dem Riss des Syndesmose-Bandes im Fuß musste Göring auch mit dem Material experimentieren. Ski und Schuhe hat er inzwischen gewechselt.

Bruch mit dem Hergebrachten

Dieser Wechsel jedoch war nicht so einschneidend, wie der Transfer von Oberhof nach Ruhpolding. Denn der Läufer hatte kein Vertrauen mehr zum einstigen Heimtrainer Cuno Schreyl und versuchte es in den Alpen zunächst mehr oder weniger auf eigene Faust. Doch der Erfolg blieb aus, vielmehr häuften sich kleine Krankheiten, die den Zella-Mehliser immer wieder zu längeren Pausen zwangen. Was den Trainern und Betreuern fortan fehlte, waren die Top-Leistungen. Was Göring fehlte, war das Vertrauen der Verantwortlichen. Und so musste sich der Thüringer nach weiteren, von Krankheiten und Ausfällen geprägten Wintern vor Beginn der aktuellen Saison entscheiden: Lege ich die Skier in die Ecke oder versuche ich es noch einmal.

Der Erfolg kehrt zurück

Denn auf die Unterstützung des DSV konnte der damals 27-Jährige nicht hoffen. Göring, mit der Staffel 2009 und 2011 Medaillengewinner bei den Welttitelkämpfen in Liberec und Oslo stand ohne Kaderstatus da. Glücklicherweise wurde das einstige Wunderkind aber nicht fallen gelassen - sein Arbeitgeber, die Bundespolizei, fing ihn auf. Ließ ihn in Ruhe trainieren, zurückfinden zu alter Form. Die stellte sich nach langen Trainingseinheiten unter dem neuen Coach Bernd Raupach langsam und allmählich ein. Und schon im November, als die DSV-Elite im schwedischen Gällivare um erste Weltcuppunkte kämpfte, bekannte Göring, er habe einen Plan.

Der Rückschlag - Angeschlagen zur Tour de Ski

Über die Continentalcuprennen wolle er sich einen Weltcup-Startplatz erkämpfen und möglichst an der Viessmann Tour de Ski teilnehmen. Das mit den Top-Platzierungen funktionierte, im Dezember stand der Thüringer oft genug oben in den Ergebnislisten. Und das, obwohl an den Rennen einige der Stars der Szene ebenfalls am Start waren. „Ich habe gemerkt, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, richtig ist“, erinnert sich der inzwischen 28-Jährige. Doch kurz vor dem Start der Viessmann Tour de Ski erwischte Göring ein Magen-Darm-Infekt. Erst unmittelbar vor dem Prolog entschloss sich der Thüringer, in seiner Heimat nicht auf den Start zu verzichten.

Absage mit Ansage

Allerdings sprach das Resultat Bände über den physischen Zustand des Läufers. „Durchkommen war das Wichtigste“, so Göring nach dem Rennen. Auf dem zweiten Tagesabschnitt lief es für den einstigen Tour-Sechsten zwar besser, doch die Chancen auf eine Spitzenplatzierung waren eher dürftig. Und so überraschte Göring Bundestrainer Frank Ullrich mit der Ansage seiner Tour-Absage. Doch dahinter steckt System. „Was nützen mir 20. Plätze bei der Tour. Ich brauche ein Resultat, dass mir die Chance auf eine WM-Teilnahme eröffnet“, gibt sich Göring kämpferisch.

Formaufbau in Oberwiesenthal

Deshalb stieg der Mann, der sich inzwischen in Bad Endorf heimisch fühlt, ins Auto und düste nach dem Jahreswechsel nach Sachsen. Genauer gesagt nach Oberwiesenthal. In der höchstgelegenen deutschen Stadt sind die Bedingungen für das Training nämlich trotz des gegenwärtigen Wärmeeinbruchs noch passabel. „Die Loipen sind in Ordnung, nur der Regen ist nicht schön“, erklärte Göring. Die Reise auf den Kamm des Erzgebirges hat noch einen weiteren Vorteil. Denn der nächste Weltcup nach der Viessmann Tour de Ski soll – falls genügend Schnee liegt – in Liberec stattfinden. „Das ist zwar nur ein Sprint und nicht gerade meine Paradestrecke, aber gut, um sich wieder an die Weltspitze heranzutasten“, so Göring.

Neue Ziele

Der Lauf, in den der Thüringer nun seine Hoffnungen investiert, sich doch noch für die Weltmeisterschaften in Val di Fiemme zu empfehlen, folgt eine Woche später. Klassische Technik, 15 Kilometer, Einzelstart im französischen La Clusaz – das scheint wie gemacht für Franz Göring, der die Viessmann Tour de Ski mit großem Interesse verfolgt und sich ehrlich über die guten Leistungen beispielsweise eines Andy Kühne freut. „Das bestätigt mich aber eigentlich noch in meiner Entscheidung, aus der Tour ausgestiegen zu sein“, bekennt der Thüringer. Sein Saisonziel ist ein anderes: Eine Staffelmedaille bei der WM! Es wäre seine Dritte. Auch wenn Göring natürlich weiß, dass mit Tim Tscharnke und Andy Kühne weiterer heiße Anwärter ihre Anwartschaft auf einen der heiß begehrten Plätze im deutschen Quartett angemeldet haben.

Quelle: Viessmann Werke

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