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Ex-NOK-Präsident Walter Tröger hält DDR-Dopingvergehen für "irrelevant"

Archivmeldung vom 06.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Diskussion um den Umgang mit heute noch aktiven Trainern des DDR-Doping-Systems wird intensiver. Der ehemalige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walter Tröger, sagte in der WDR-Sendung sport inside (WDR Fernsehen, Montag, 06.04.2009, 22.45 Uhr), die DDR-Dopingvergangenheit von Trainern, die heute noch tätig sind, sei "irrelevant" und "vergeben".

"Jemand, der vor 15 Jahren jemand umgebracht hat, der wird in der Regel, wenn es nicht ganz schlimme Verstöße waren oder es nicht ganz schlimme Seitenbedingungen gibt, nach 15 Jahren auch bei lebenslänglicher Strafe freigelassen. Er ist dann im Besitz sämtlicher Rechte, die in unserem Lande ein Individuum haben kann und warum kann das nicht auch bei anderen gemacht werden, die sich weit weniger zu Schulden haben kommen lassen?"

In der vergangenen Woche hatten sechs Dopingbelastete Trainer des Deutschen Leichtathletikverbandes eine Erklärung zu ihrer Vergangenheit verfasst. Derzeit prüft der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), ob das Papier, das von Dopingopfern kritisiert wurde, als Vorlage dienen kann für den gesamten organisierten Sport. Gegenüber sport inside sagte der Generaldirektor des DOSB, Michael Vesper: "Es wird dort klar gesagt, dass es eine Beteiligung am Doping gab, eine aktive Beteiligung. Dass die Trainer sich entschuldigen bei denen, denen sie damals diese Mittel verabreicht haben und sie weisen darauf hin, dass sie seit der Wende einen anderen Weg gegangen sind."

Ex-NOK-Präsident Tröger sieht Reue aber nicht als Voraussetzung für Vergebung. "Das Einbringen von Reue in diese Geschichte finde ich absurd. Wir sind keine Richter, ich fühle mich überhaupt nicht veranlasst, jemand zu fragen, ob er bereut, was er getan hat", so Tröger im WDR.

Sport inside berichtet erstmals darüber, dass auch der ehemalige Welt- und Olympiasieger im Biathlon, Frank Luck, in der ehemaligen DDR gedopt wurde. Ohne sein Wissen, so Luck. "Da hätte ich wahrscheinlich dann wirklich ein Problem damit gehabt, wenn ich mit den Leuten dann auch noch nach der Wende oder sprich nach 1989 zusammenarbeiten müsste."

Auch der sportpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Winfried Hermann, spricht sich deutlich gegen eine Amnestie oder die pauschale Anerkennung einer Erklärung von ehemaligen Dopingtätern aus. "Trainer wurden übernommen obwohl es klare Indizien gab für eine schwere Belastung. Und wenn jetzt der Sport und die Verbände und die Politik und die Betroffenen gemeinsam irgendwie eine Erklärung machen, dann hat man den Eindruck: die, die alle Dreck am stecken haben, schaffen sich eine gemeinsame Entschuldigung."

Quelle: WDR

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