Schneekanonen am Mühlenkopf produzieren jetzt „weißes Gold“
Archivmeldung vom 17.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit Sonntag um sechs Uhr in den frühen Morgenstunden laufen an der Willinger Mühlenkopfschanze unter Anleitung von Schanzenchef Wolfgang Schlüter und seinem Team die Schneekanonen. Der Ski-Club Willingen, der für das Weltcup-Skispringen vom 10.-12. Februar bereits Schnee bei den Betreibern der JEVER-Skihalle in Neuss bestellt hat, nutzt damit die jetzt beginnende Kaltwetterphase mit Dauerfrost, um endlich auch eigene Schneereserven produzieren zu können.
Da nun über mehrere Tage von den Wetterfröschen Temperaturen unter Null Grad Celsius auf der Quecksilbersäule prognostiziert sind, hoffen die Verantwortlichen um Ski-Club-Präsident und OK-Chef Jürgen Hensel „auf eine stattliche Menge Schnee in der kommenden Woche.“ Auch die alpinen Skihänge in Willingen werden zurzeit rund um die Uhr beschneit, um endlich gute Bedingungen für den Skispaß im waldeckischen Upland zu schaffen.
Im steilen Aufsprunghang der Mühlenkopfschanze wurde erstmals eine Schneekanone positioniert, um das „weiße Gold“ direkt an Ort und Stelle verarbeiten zu können. Der Schnee für die Anlaufspur wurde in den letzten zwei Wochen bereits durch die regelmäßige Aufbereitung der großen Eisfläche an der Willinger Eissporthalle gewonnen, wo der Hügel Tag für Tag angewachsen ist und während der warmen und regnerischen Tage unter einer großen Plane wie ein wertvoller Schatz gesichert wurde. Die „Free Willis“ des Ski-Clubs Willingen unterlassen nichts, um alle Möglichkeiten zur Vorbereitung auf den Weltcup 2012 optimal auszuschöpfen.
Dank Neuss: Willingen 100% schneesicher!
Düsseldorf gilt seit 2001 im Skilanglauf-Weltcup als schneesicherster Veranstaltungsort überhaupt. Die Schneewahrscheinlichkeit liegt Anfang Dezember am Rheinufer bei 100 Prozent. Schneespezialisten aus der Skihalle in Neuss präparieren die perfekte Strecke für den Skilanglauf-Sprint und die Athleten aus aller Welt. Die erfahrenen Pistentechniker benötigen dafür 3.000 bis 4.000 Kubikmeter Schnee – je nach Wetterlage. Die Weltcupstrecke aus Neusser Schnee hält auch widrigsten Bedingungen stand. Dies liegt an der Schneequalität und der Art der Präparierung.
Auf diese Schneequalität und Routine setzt auch der Ski-Club Willingen angesichts der derzeitigen Wettersituation für seinen Skisprung-Kultweltcup zum Auftakt der FIS-Team-Tour vom 10. bis 12. Februar auf der Mühlenkopfschanze.
"Uns unsere Fans sind sich ebenfalls sicher, dass die weltbesten Skispringer optimale Bedingungen vorfinden werden, wie der gegenüber dem Vorjahr gestiegene Kartenvorverkauf beweist", so OK-Präsident Jürgen Hensel.
Der Ursprung des Weltcupschnees, der mit Lkw nach Willingen gebracht werden soll,. liegt in Düsseldorfs Nachbarstadt Neuss. Seit Januar 2001 steht hier die erste Skihalle Deutschlands. Weißer Pulverschnee lockt an 365 Tagen im Jahr alpine Skifahrer und Snowboarder. Auch Langläufer nutzten die Skihalle für Materialtests unter „Idealbedingungen“.
Der Weg des Weltcup-Schnees beginnt unter dem Dach der Skihalle. Aus zwölf Schneekanonen, die unter dem Hallendach angebracht sind, wird durch Düsen reines Wasser ohne chemische oder sonstige Zusätze durch Druckluft zu feinem Nebel zerstäubt. Der so mit eiskalter Luft und vorgekühltem Wasser produzierte kalte Nebel kristallisiert auf dem Weg von der 14 Meter hohen Decke bis zum Hallenboden – in Verbindung mit der Hallenluft von minus 4 Grad – zu feinstem Schnee. Unten angekommen, haben die Flocken die Konsistenz von echtem Pulverschnee – optimal zum Skifahren und Snowboarden.
Damit die Qualität des Schnees auf der Piste der Skihalle gleichmäßig und gleichbleibend gut ist, wird auch der Hallenboden in der JEVER SKIHALLE Neuss gekühlt. Ein ausgeklügeltes System von Kühlschläuchen, die in der Piste verlegt sind, sichert eine konstante Schneetemperatur von bis zu minus 17 Grad.
Der Transport des „weißen Goldes“ in der Weltcup-Woche nach Willingen ist organisatorisch der anspruchsvollste Teil der Schnee-Auktion, jedoch 2007 und 2008 schon durcvh das Neusser Unternehmen Glees und Auge erfolgreich praktiziert. Durch die Pistenbully-Einfahrt der Skihalle, die nur halb so breit ist wie ein Fußballtor, fahren die Experten den Schnee aus der Skihalle nach draußen und verladen ihn dort auf LKW. Wenn der Schnee die Neusser Skihalle verlässt, hat er eine Temperatur von etwa minus 10 bis minus 14 Grad. Er wird an der Mühlenkopfschanze zunächst in „Schneedepots" zwischengelagert und mit Planen abgedecktwerden . So bleibt er vor negativen Wettereinflüssen geschützt.
Aufgrund der Temperatur, seiner feinen Struktur und einer sehr hohen Verdichtung nach der Präparation, isoliert sich der Schnee sehr gut selbst. Die Menge des Schnees, den die Experten zu einer 30 Zentimeter hohen Schneedecke komprimieren, begünstigt diesen Effekt. Dadurch schmilzt der Schnee auch bei warmem Wetter nur langsam. August Pollen, in Personalunion auch Chef des Organisationskomitees für den FIS Skilanglauf Weltcup in Düsseldorf: „Anerkennendes Lob für die Qualität der Strecke von Trainern und internationalen Athleten ist ein großartiger Lohn für viele Tage und Nächte harter Arbeit.“ Auch beim Biathlon-Event auf Schalke sorgen die allrounder-Schneespezialisten seit Jahren für ideale Streckenbedingungen.
Quelle: FIS-Team-Tour