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Werder-Profi Mesut Özil im Interview: "Ich bereite lieber vor, das hat man ja gesehen"

Archivmeldung vom 22.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mesut Özil ist schon jetzt einer der auffälligsten Spieler bei der U 21- Europameisterschaft in Schweden. Doch damit will sich der Werder-Profi, der am Donnerstag beim 2:0 der DFB-Elf gegen Finnland beide Treffer mustergültig vorbereitet hatte, nicht zufrieden geben.

Für den Bremer zählt momentan nur der Erfolg mit der Nationalmannschaft, um mit dem EM-Titel sein großes Ziel zu erreichen und die Saison mit einem weiteren Titel nach dem DFB-Pokalsieg mit Werder Bremen zu krönen. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss die U 21 im letzten Vorrundenspiel der Gruppe B zunächst gegen den Gruppenersten England (22.06.2009, 20.45 Uhr live im ZDF) bestehen.

Im Gespräch mit WERDER.DE gibt Özil eine Einschätzung zum nächsten Gegner ab, verrät, warum er häufiger Tore vorbereitet als sie selber schießt und äußert sich über eine mögliche Vertragsverlängerung.

Mesut, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum ersten Sieg bei der EM gegen die Finnen und zu deinen beiden Assists. Gut, dass du deine Rückenprobleme noch rechtzeitig überwunden hast. Wie kam es eigentlich dazu und ist es durch den Einsatz wieder schlimmer geworden? Nein, überhaupt nicht. Jetzt, zwei Tage nach dem Spiel, ist es viel besser. Ich habe keinen Schlag abbekommen, die Probleme kamen über Nacht, nach dem Aufstehen hatte ich plötzlich Rückenschmerzen und konnte an dem Tag nicht trainieren. Nach ein paar Behandlungen, Massage und Akupunktur, fühlte ich mich dann aber wieder so gut, dass ich spielen konnte.

...und das sehr gut, zumindest in der zweiten Halbzeit. Woran lag es, dass die ganze Mannschaft sich in der ersten Halbzeit so schwer getan hat? Ich weiß es selber nicht. Wir wollten unbedingt gewinnen, kamen aber irgendwie nicht ins Spiel, vor allem weil die Finnen sehr kompakt standen, dabei sehr aggressiv waren und außerdem viel Druck gemacht haben. Ich denke, dass wir das in der zweiten Halbzeit sehr viel besser gemacht haben, dann haben wir gespielt, was wir können und schließlich die drei Punkte geholt. Jetzt ist nur noch England dran.

Ist England der härteste Brocken in eurer Gruppe? Ich denke schon, nicht umsonst haben sie sechs Punkte aus den ersten beiden Spielen geholt. Sie waren in beiden Partien die bessere Mannschaft, gegen Finnland sogar zu zehnt. Es wird auf jeden Fall sehr schwer gegen sie, auch sie stehen sehr kompakt. Außerdem haben sie viele gute Einzelspieler. Wir wissen jedoch, was wir können, deswegen brauchen wir uns auch vor England nicht zu fürchten. Wir werden alles geben und wollen Gruppenerster zu werden

Auch um Italien in einem möglichen Halbfinale aus dem Weg zu gehen? Uns ist egal, auf wen wir im Halbfinale treffen könnten. Wir wollen den Titel holen, da ist es egal welcher Gegner wann kommt. Wir schauen auf uns und machen unser Spiel, unabhängig vom Gegner.

Joachim Löw hat sich unter der Woche sehr positiv über dich und deine Leistung gegen Spanien geäußert. Wie wichtig ist dir, Dinge wie "er ist ein technisch überragender Spieler" gerade vom Bundestrainer zu hören? Das motiviert natürlich zusätzlich. Es ist super und eine Chance für uns, dass der Bundestrainer hier bei der U 21 ist und unsere Spiele live sieht. Mein Ziel ist es, in der A-Nationalmannschaft zu spielen und ich will auf jeden Fall bei der WM 2010 dabei sein. Ich werde weiterhin Gas geben und auch hier versuchen, mich dafür zu empfehlen.

Was macht ihr an einem spielfreien Tag, abgesehen vom Training, so in eurem Mannschaftsquartier? Ihr seid am Donnerstagabend nach dem Spiel direkt nach Lerum bei Göteborg zurückgekehrt. Am Freitag nach dem Spieltag haben wir ein paar Übungen zur Regeneration gemacht. Nachmittags hatten wir frei, da konnten wir machen was wir wollen und sind zusammen rausgegangen. Um acht Uhr abends müssen wir immer wieder im Hotel zum Abendessen sein. Heute abend grillen wir zusammen mit der Mannschaft.

Du bist nach wie vor in guter Form, obwohl du eine sehr lange Saison mit Werder inklusive zweier Pokalendspiele in den Knochen hast. Ist es vielleicht sogar ein Vorteil gegenüber anderen Spielern, dass du in dieser Saison so viele Spiele gemacht hast und ohne längere Pause im Rhythmus geblieben bist? Ich denke, eher nicht, natürlich habe ich schwere Beine, da ich auch in Bremen fast alle Spiele gemacht habe. Aber die Erfahrung, die ich gesammelt habe, vor allem international, wo wir im UEFA-Cup-Finale gespielt haben, gibt mir Selbstvertrauen und Mut auch für dieses Turnier. Wir haben mit Werder schon einen Titel geholt und wollen jetzt mit der Nationalmannschaft unbedingt Europameister werden. Wenn wir das schaffen, ist diese Saison für mich sehr, sehr gut abgelaufen.

Das ist richtig. Du kannst dann aber auch auf eine sehr anstrengende Saison zurückblicken. Hast du eigentlich Urlaub in dieser Spielzeit? Nach dem Pokalfinalwochenende begann das U 21-Trainingslager und direkt nach der Europameisterschaft beginnt ja schon wieder die Vorbereitung auf die neue Spielzeit (Trainingsauftakt am 02.07.2009). Wir hatten nach dem Trainingslager mit der Nationalmannschaft zwei Tage frei und sind dann nach Schweden aufgebrochen. Wenn wir hier am 29. Juni ins Finale kommen sollten, werde ich nach dem Endspiel mit Thomas Schaaf reden, der entscheidet wann ich wieder einsteige.

Du hast bei Werder in allen Wettbewerben dieser Saison 25 Tore vorbereitest, die zweitmeisten Vorlagen der Liga und in dieser Hinsicht selbst Diego weit abgehängt. Nun hast du schon wieder zwei Treffer aufgelegt. Bereitest du lieber Tore vor, als sie selber zu schießen? Ich bereite lieber vor, das hat man ja am Donnerstag gesehen (lacht). Beim zweiten Tor hätte ich es auch selber versuchen können, aber Ashkan Dejagah stand völlig frei, da habe ich rübergespielt.

Im Interview mit WERDER.DE sagte uns Dein Zimmernachbar Sebastian Boenisch schmunzelnd, dass du einfach mal häufiger abziehen solltest, dann klappt es auch wieder mit einem Tor - so wie im DFB-Pokalfinale. Ich schieße ja nie aufs Tor, deswegen sagen die anderen mir so was ab und zu und dann treffe ich auch. Ich arbeite daran und werde in Zukunft versuchen mehr abzuziehen, damit ich mehr Tore schieße.

Sebastian Boenisch ist immer noch verletzt und kann nach wie vor nicht mit euch mittrainieren. Möchtest du hier ein, zwei Worte über deinen Werder-Kollegen sagen? Ihm geht es ganz gut. Aber er hat noch immer viele Behandlungen und ich hoffe, dass er am Montag spielen kann, ich wünsche ihm auf jeden Fall gute Besserung!

Nach deiner starken Saison und den ersten Spielen bei der U 21-EM hört man von vielen Fans den Wunsch, dass du deinen Vertrag hier in Bremen verlängerst. Hast du gute Nachrichten für die Werder-Anhänger? Ich habe ja noch einen Vertrag bis 2011. Nach der EM werden auf jeden Fall Gespräche zwischen Klaus Allofs, meinem Berater und mir geführt, aber jetzt im Moment möchte ich mich auf die Europameisterschaft konzentrieren und mir darüber keine Gedanken machen.

Quelle: Werder Bremen GmbH & Co KG aA (Interview: Christoph Muxfeldt)

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