Grindel: Kommerzialisierung im Fußball nicht dramatisieren
Archivmeldung vom 17.11.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.11.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDFB-Präsident Reinhard Grindel warnt davor, das Thema Kommerzialisierung im Fußball zu sehr zu dramatisieren. "Die Fans von Bayern München machen gerade die Erfahrung, dass man in Paris oder Anderlecht 80 bis 100 Euro für eine Karte bezahlt, für die man in München 20 Euro bezahlt", sagte der 56-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
"Dass es VIP-Bereiche in Stadien gibt, bedeutet auch, dass die günstigeren Stehplätze quersubventioniert werden und die Eintrittspreise noch relativ zivil sind", erklärte Grindel und betonte bezogen auf die Ausweitung der Anstoßzeiten in der Fußball-Bundesliga: "Was bei aller Diskussion übersehen wird, ist, dass wir in Deutschland immer noch die wenigsten Anstoßzeiten aller großen fünf europäischen Ligen haben."
Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes glaubt zudem, dass auch in den unteren Ligen die Leute mittlerweile einen "gewissen Eventcharakter" erwarten. "Wenn sich manche Amateurvereine über ihre Zuschauerzahlen beklagen und man schaut dann zu Vereinen, bei denen es besser läuft, dann sieht man: Da wird auch neben dem Platz etwas geboten", sagte Grindel und führte aus: "Wenn du am Sonntag bei Regen nicht mal einen heißen Tee oder eine ordentliche Wurst kriegst, darf man sich nicht wundern, wenn keiner kommt. Auch im Amateurbereich muss neben dem Platz ein bisschen was passieren."
Der DFB-Präsident versucht etwa einmal im Monat ein Amateurspiel zu besuchen. "Ich bin gerne dort, wo ich persönlichen Kontakt mit Trainern und Verantwortlichen aus einem Verein habe, um nicht aus dem Blick zu verlieren, wie die Basis tickt", betonte Grindel. Doch auch die Zeit bei der Nationalmannschaft genießt der ehemalige Bundestagsabgeordnete. "Als DFB-Präsident verarbeite ich in gewisser Weise eine Menge Kindheitserlebnisse. Den Traum, Nationalspieler zu werden, konnte ich nicht realisieren, aber jetzt darf ich mit der Nationalmannschaft zusammen sein", sagte Grindel: "Ich weiß, welch großes Privileg ich da genießen darf."
An diesem Freitag kommt ein weiteres Amt in seine Vita. Dann wird der Niedersachse zum Grünkohlkönig des Fußballkreises Osnabrück-Land gekürt. "Ich kann Grünkohl gut leiden, dafür bin ich zu haben", sagte Grindel und kündigte an: "Bei mir gilt auch beim Grünkohl die 50+1-Regel, also: Auf 50 Gramm Grünkohl kommt eine Kochwurst. Das ist ein sauberes Verhältnis, finde ich."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)