Neuer Test soll Dopingsünder das Fürchten lehren
Archivmeldung vom 15.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine raffinierte Methode soll Dopingsünder künftig das Fürchten lehren: Mit dem so genannten "SteroCheck" lassen sich unter anderem neu entwickelte Anabolika schnell und kostengünstig nachweisen. Wissenschaftler der Frauenklinik der Universität Bonn haben das zum Patent angemeldete Verfahren entwickelt.
Ein Gen des Glühwürmchens soll künftig Dopingsünder entlarven helfen. Der
nachtaktive Käfer produziert nämlich ein Enzym, das seinen Hinterleib zum
Scheinwerfer macht: die Luziferase. Dr. Sabine Daufeldt und Dr. Axel Alléra
haben das Luziferase-Gen in menschliche Prostata-Zellinien eingeschleust. Wenn
die Zellen nun mit Substanzen in Kontakt kommen, die wie ein männliches
Geschlechtshormon wirken, leuchten sie gelbgrün auf. "Das kann das natürliche
Androgen Testosteron sein, aber auch ein neuartiges Dopingmittel oder bestimmte
Umweltchemikalien und Pestizide", erklärt Dr. Alléra.
Interessant für
Dopingfahnder
Bislang laufen Dopingfahnder den Entwicklern neuer
Designer-Steroide meist hinterher. "Es gibt zwar viele hervorragende
Nachweismethoden", sagt Alléra. "Sie haben aber einen Nachteil: Mit ihnen findet
man nur Substanzen, die man schon kennt oder über die man mindestens einige
Informationen hat." Die üblichen Tests können beispielsweise zwar künstliche
Androgene nachweisen. Neuartige Leistungsförderer gehen ihnen aber durch die
Maschen.
SteroCheck funktioniert anders. Egal, wie eine Substanz auf
molekularer Ebene aussieht, ob sie groß ist oder klein, ringförmig oder
gestreckt: Damit die Zellen aufleuchten, reicht es aus, dass die Testsubstanz
wie ein Steroid wirkt, auch wenn es chemisch gar kein echtes Steroid ist. Dabei
ist das Leuchten umso stärker, je stärker die Hormonwirkung der
Verdachtssubstanz ist. "Diese völlig andere, nämlich physiologische Aussagekraft
des Verfahrens erweitert beträchtlich das diagnostische Spektrum", betont
Alléras Kollegin Dr. Sabine Daufeldt.
Die Methode kann aber noch mehr:
Mit ihr lässt sich beispielsweise die Aktivität der Hormone bei Frauen in den
Wechseljahren bestimmen. In der Menopause bilden die Eierstöcke weniger
Östrogene. Gegenwärtig befindet sich in den Industrieländern ein Drittel aller
Frauen in der Menopause; zwei von drei reagieren darauf mit mehr oder weniger
ausgeprägten Beschwerden - von Hitzewallungen und Kopfschmerzen bis hin zu
Depressionen. In schweren Fällen versucht der Arzt, die Probleme mit
Hormonpräparaten in den Griff zu bekommen. SteroCheck könnte ihm helfen, die
passende Dosis zu finden. "Wir haben dazu eine Variante des Verfahrens
entwickelt, mit der wir die östrogene Gesamtaktivität bestimmen können",
erläutert Daufeldt. "Dazu verwenden wir bestimmte Zelllinien, die empfindlich
auf östrogen-aktive Substanzen ansprechen." Noch existiert die Diagnose-Methode
nur als Prototyp; die Forscher planen aber, das Verfahren mit Partnern aus der
Industrie zur Marktreife zu führen.
Verbotene Zusätze bei der
Tiermast
Die leuchtenden Zellen sind so empfindlich, dass sie selbst äußerst niedrige Steroid-Aktivitäten anzeigen. Das macht sie auch für Lebensmittelkontrollen interessant. Kriminelle Fleischproduzenten setzen nämlich dem Futter Sexualhormone zu, damit die Tiere schneller wachsen. "Hier gilt Ähnliches wie beim Doping", sagt Dr. Alléra: "Regelmäßig kommen neue Wachstumsförderer auf den Markt, auf die herkömmliche Verfahren gar nicht anspringen." Der Bonner Test könnte helfen, der Hormonmafia das Handwerk zu legen.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.