Umfrage: Deutsche gespalten über WM-Boykott 2018
Archivmeldung vom 28.07.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtIn der Frage, ob die in Russland geplante Fußball-Weltmeisterschaft 2018 wegen der Ukraine-Krise in einem anderen Land ausgetragen werden sollte, sind die Deutschen gespalten. In einer Emnid-Umfrage für das Nachrichtenmagazin "Focus" sprachen sich 46 Prozent der Befragten für den Boykott Russlands aus. 48 Prozent plädierten dafür, die WM wie geplant in Russland auszutragen.
Insbesondere FDP-Anhänger sind gegen eine Verlegung (79 Prozent), wie auch die Mehrheit der SPD-Anhänger (56 Prozent) und die Hälfte der Unions-Sympathisanten (50 Prozent). Bei Anhängern der Grünen und der Linkspartei plädierten jeweils 55 Prozent für eine Verlegung der WM.
Abgeordnete von Union und Grünen fordern Neuvergabe der WM 2018
Wegen der Ukraine-Krise fordern Bundestagsabgeordnete von Union und Grünen eine Neuvergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland. "Russland ist auf dem Tiefpunkt seines Ansehens angelangt", sagte der Vorsitzende der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe, Karl-Georg Wellmann (CDU), dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Es ist unvorstellbar, dass in einer solchen Situation die Sportelite in einer Eröffnungsveranstaltung an Putin vorbei defiliert."
Der Obmann der Unionsfraktion im Sportausschuss, Frank Steffel (CDU), fordert, der Fußballweltverband Fifa müsse klare Anforderungen an den WM-Gastgeber stellen: "Wenn Putin den Mindeststandard des internationalen Völkerrechts nicht einhält, muss die WM verlegt werden."
Steffel hält das für die wirksamere Drohung als Wirtschaftssanktionen: "Ein eitler Diktator wie Putin nutzt Großereignisse dieser Art, um sich innenpolitisch in Szene zu setzen. Wenn die internationale Gemeinschaft ihm dieses Pfund aus moralischen Gründen entzieht, trifft ihn das härter als Wirtschaftssanktionen, unter denen nur die Bevölkerung leidet."
Umstritten ist darüber hinaus das Sponsoring der Fifa durch den russischen Gasriesen Gazprom, das von 2015 bis nach dem Ende der WM 2018 laufen soll, berichtet der "Focus". Das Geschäft sei in der Kritik, weil es kurz nach der WM-Vergabe an Russland folgte. Der sportpolitische Sprecher der Grünen, Özcan Mutlu, kritisierte: "Der Sport muss im Vordergrund stehen, nicht die Interessen von Oligarchen."
Der CDU-Politiker Wellmann warnte: "Die Fifa bekommt von Gazprom sehr viel Geld und Herr Blatter ist insoweit nicht völlig unabhängig." Dennoch könne eine Neuvergabe durch eine Teilnahmeverweigerung der Mitgliedsverbände und politischen Druck erreicht werden.
Die Kritik trifft auch die Formel 1 für den Großen Preis von Russland im Oktober und das Internationale Olympische Komitee. Steffel betonte: "Die internationalen Verbände können sich ihrer Verantwortung nicht entziehen, indem sie sagen, sie machen keine Politik." Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und SPD-Parteichef Sigmar Gabriel hatten sich gegen eine Neuvergabe der WM ausgesprochen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur