Nach enttäuschender Vierschanzen-Tournee: Neumayer erkennt "Kopfproblem" beim DSV-Team
Archivmeldung vom 08.01.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach der aus Sicht der deutschen Skispringer enttäuschenden Vierschanzen-Tournee erkennt Skispringer Michael Neumayer ein "Kopfproblem" im DSV-Team: "Vielleicht rattert es bei einigen da oben zu viel und man verliert Energie, die man für die Sprünge braucht."
Falsche Erwartungshaltung und ein zu hoher Mediendruck seien für das schlechte Abschneiden mitverantwortlich, sagte Neumayer im Gespräch mit der "Welt Kompakt". "Die Erwartungshaltung von außen ist wohl zu hoch. Wir sind vom Kopf her nicht frei genug, dass wir mit den Medien und dem Trubel, der uns entgegenschlägt, umgehen können."
Die Kritik von Jens Weißflog, dass das Team zu lieb sei, weist er zurück: "Das kann er doch gar nicht beurteilen. Nach Garmisch fielen intern harte Worte".
Olympia schreibt der 34-Jährige dennoch nicht ab: "Wenn wir im Teamspringen keine Medaille holen, haben wir etwas falsch gemacht".
"Medaille ist und bleibt das Ziel"
Eine Medaille ist und bleibt das Ziel: Bei der Vierschanzentournee sind Deutschlands Skispringer relativ unsanft auf dem Boden der Realität gelandet – bis Sotschi soll die Form aber wieder auf das Vor-Tournee-Niveau steigen.
Werner Schuster drückt sich nicht vor unbequemen Wahrheiten. Und so sagte der Bundestrainer vor dem finalen Durchgang in Bischofshofen klipp und klar, dass die Vierschanzentournee in ihrer 62. Auflage aus Sicht der deutschen Adler ziemlich danebengegangen sei. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, die Platzierungen sprechen für sich. Andreas Wellinger als Gesamtbester erreichte einen guten Top-Ten-Platz – aber da waren die Deutschen in Jahren besser, die sie selbst als Tiefpunkt des skispringerischen Schaffens betrachten. In der Saison 2007/08 beispielsweise landete Michael Neumayer auf Gesamtrang drei – weil aber alle noch von der Ära Martin Schmitt & Sven Hannawald schwärmten und einstigen Erfolgen nachtrauerten, galt das damals als nicht besonders berauschende Leistung. In diesem Winter hätte man über ein solches Resultat gejubelt.
Es wäre aber verfehlt, jetzt Hohn und Spott über den Deutschen auszuleeren. Schließlich gab es eine Weltcup-Serie vor der Tournee und – viel wichtiger – gibt es ein wesentlich wichtigeres Ereignis nach der Tournee. Und auch wenn Sven Hannawald behauptet, die Tournee sei das Größte, Olympische Spiele bleiben schon deshalb einzigartig, weil nur alle vier Jahre um diese Siege gekämpft werden kann. Hannawald gewann in Salt Lake City übrigens Silber von der Normalschanze und wurde Olympiasieger mit der Mannschaft. Dafür aber schrieb er Sportgeschichte bei der Tour um den Jahreswechsel, denn ihm gelang es als bisher einzigem Springer, alle vier Tourneespringen für sich zu entscheiden. Das war 2002, im Dezember siegte Hannawald noch einmal in Oberstdorf – es sollte der letzte deutsche Tagessieg bis heute sein.
Trotz dieser Misserfolgs-Serie bei der Tournee gelang den Deutschen andernorts immer wieder der eine oder andere Erfolg. Bei den Weltmeisterschaften 2005 oder 2011 im Mannschaftswettbewerb, 2010 holte man bei den Spielen in Vancouver sogar Silber mit der Mannschaft, dazu gab es Spitzenplätze für Martin Schmitt 2009 (Silber von der Großschanze) oder die Bronzemedaille im Mixed-Wettbewerb von Val di Fiemme bzw. Rang 2 bei der Skiflug-WM in Vikersund 2012. Das alles macht Hoffnung auf ein gutes Abschneiden bei den Olympischen Spielen. Zumal mit Richard Freitag, Andreas Wellinger und Severin Freund drei Jungs an den Start gehen werden, die nachweislich das Zeug dazu haben, an guten Tagen um den Sieg mitzuspringen.
Und: Nach den Olympischen Spielen gibt es in Harrachov (CZE) noch die Skiflug-Weltmeisterschaft – auch keine Spaß-Veranstaltung. Es bleiben also noch genügend Chancen, eine aus deutscher Sicht erfolgreiche Saison zu absolvieren - in der übrigens bereits vier DSV-Adler Podiumsplätze erreicht haben!
Quelle: dts Nachrichtenagentur / VIESSMANN Werke GmbH & Co. KG