Rechtsanwalt von Wettbetrüger "sehr skeptisch" über neue Manipulationsvorwürfe
Archivmeldung vom 01.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Rechtsanwalt des kroatischen Wett-Betrügers Ante Sapina hat sich angesichts der neuen Manipulationsvorwürfe in der Fußball-Bundesliga "sehr skeptisch" darüber geäußert "dass sich der Verdacht auch nur verdichten lässt".
In einem Interview mit stern.de, dem Online-Magazin der Hamburger Zeitschrift stern, schildert der Berliner Anwalt, einer der besten Kenner der Wettszene, wie schwer es seiner Einschätzung nach für potentielle Wettbetrüger ist, die Schiebung einer Partie zu erreichen. "Für Ante Sapina war es schon schwierig, über einen Schiedsrichter ein Spiel unbemerkt zu beeinflussen. Mehrfach unterließ Hoyzer es, spielentscheidend im Sinne von Sapina zu pfeifen. Was meinen Sie, wie schwierig die Manipulation für einen einzelnen Spieler ist, wenn schon der Schiedsrichter Probleme hat? Fußball ist ja nicht Tennis, das Resultat hängt von 1000 Dingen ab", erklärt Conen.
Die bisher bekannten Informationen hält der Anwalt für wenig beweiskräftig. So soll bei dem Zweitliga-Spiel Karlsruhe gegen Siegen der Spieler, der den Kontakt zu dem unter Manipulationsverdacht stehenden malaysischen Wetter hatte, der Siegener Torwart Adnan Masic gewesen sein. Dem hält Conen entgegen: "Grundsätzlich ist der Torwart interessant für Wettbetrüger. Aber im Fachblatt ,kicker' erhielt dieser Torwart eine 2 - die beste Note seiner Mannschaft. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass er auch nur versuchte, zu deren Nachteil zu agieren."
Conen verweist gegenüber stern.de auch auf die Tatsache hin, dass das Match Hannover gegen Kaiserslautern, "das erste Spiel des neuen Kaiserslauterer Trainers war, eine Partie, in der sich Spieler neu beweisen müssen und nicht einfach mal extraschlecht spielen. Man kann auch nicht das Ergebnis des Spiels als überraschend werten. Kaiserslautern hatte vorher zuhause klar gegen Nürnberg verloren, ebenfalls eine Mannschaft aus dem Tabellenkeller, und verlor anschließend munter weiter. Hannover siegte nach dem Spiel auch in Dortmund."
Stefan Conens Mandant Ante Sapina setzte bei Fußballwetten jahrelang Hunderttausende Euro und zahlte dem Schiedsrichter Robert Hoyzer für die Manipulation von Spielen 67000 Euro. Sapina wurde zu zwei Jahren und elf Monaten Haft und einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Millionen Euro verurteilt; er kam im Juli 2008 frei. Heute lebt er in Berlin, arbeitet in der Gastronomie und ist von Spielsucht therapiert.
DFL hat Kontakt zur Staatsanwaltschaft aufgenommen
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat am Montag nach Rücksprache mit der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH im Zusammenhang mit dem Manipulationsverdacht für das Bundesliga-Spiel Hannover 96 - 1. FC Kaiserslautern am 26. November 2005 und das Zweitbundesliga-Spiel Karlsruher SC - Sportfreunde Siegen am 7. August 2005 telefonisch Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt aufgenommen. Der stellvertretende DFB-Kontrollausschuss-Vorsitzende Norbert Weise, der derzeit gemeinsam mit dem Kontrollausschuss-Vorsitzenden Dr. Anton Nachreiner die Vorwürfe prüft, hat dabei vereinbart, sich in den nächsten Tagen nochmals mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt in Verbindung zu setzen.
Das Spiel Karlsruher SC - Sportfreunde Siegen war Gegenstand eines früheren Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Frankfurt im Verfahren gegen William Bee Wah Lim. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hatte im Jahr 2007 allerdings keinen hinreichenden Tatverdacht gesehen und das Spiel aus Mangel an Beweisen nicht zur Anklage gebracht, so dass auch für den DFB seinerzeit keinerlei Anlass bestand, die sportgerichtlichen Ermittlungen fortzuführen. Der DFB prüft nun in Abstimmung mit der DFL im Hinblick auf die jetzt bekannt gewordenen Verdachtsmomente, ob das sportgerichtliche Verfahren wieder aufzunehmen ist.
Bezüglich des Spiels Hannover 96 - 1. FC Kaiserslautern sind bisher keine staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen bekannt. Für den DFB gab und gibt es bisher keine Anhaltspunkte, die sportgerichtliche Ermittlungen rechtfertigen. Selbstverständlich werden DFB und DFL die in diesem Zusammenhang angekündigten Veröffentlichungen auswerten und in die laufende Prüfung einbeziehen.
Stellungnahme von Betfair.com zum Wettbetrug im Fußball
Die britische Wettbörse Betfair.com bezieht klare Position zu den aktuellen Enthüllungen über Wettbetrug im internationalen und nationalen Fußball:
"Der aktuelle Skandal zeigt erneut, wie wichtig es für seriöse Wettfirmen ist, eng mit dem Sport zusammenzuarbeiten", so Dr. Peter Reinhardt, bei Betfair.com zuständig für den deutschsprachigen Markt.
Betfair ist aktiv in der Betrugsbekämpfung tätig und hat dazu mittlerweile 30 Abkommen (Memoranda of Understanding) mit Sportverbänden in der ganzen Welt geschlossen. Durch seine technischen Systeme ist mit Betfair erstmals ein Unternehmen in der Lage, Transparenz über das Wettgeschehen im Sport zu ermöglichen. Dazu will Betfair weiterhin beitragen.
Dr. Peter Reinhardt: "Betfair ist interessiert daran, Kooperationen zur Betrugsprävention auf breiter Basis zu etablieren. Ich kann mir gut vorstellen, auch mit den großen deutschen Sportverbänden Vereinbarungen zur Bekämpfung von Wettbetrug zu schließen. Der Sport, hierin besteht wohl breiter Konsens, darf nicht für betrügerische Aktivitäten missbraucht werden. Betfair bietet Möglichkeiten, dem effektiv etwas entgegen zu setzen. Dieses Angebot richtet Betfair an alle verantwortlichen Sportorganisationen und Sportfunktionäre."
Die börsenbasierte Technologie von Betfair macht auffälliges Wettverhalten sofort sichtbar. Ein eigenes Team von Spezialisten prüft verdächtige Fälle und leitet diese bei Erhärtung des Verdachts direkt an den zuständigen Sportverband weiter. Um einen Betrugsverdacht weiterleiten zu können, schließt Betfair aus Datenschutzgründen ein "Memorandum of Understanding" (MoU) mit der zuständigen Sportorganisation ab. Betfair hat weltweit bereits 30 dieser Vereinbarungen zum Informationsaustausch geschlossen und ist derzeit der weltweit einzige Wettanbieter, der solche Abkommen mit großen Sportorganisationen wie FIFA, UEFA oder ATP unterhält. In Deutschland unterhält Betfair bereits ein MoU mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB).
Quelle: stern / DFL /Betfair