Schweizer Sportanwalt hat Zeitpunkt von Walijewas Dopingtestergebnissen in Frage gestellt: Warum jetzt?
Archivmeldung vom 14.02.2022
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Freigeschaltet durch Anja SchmittEin führender Sportanwalt aus der Schweiz, Lucien W. Valloni, hat in einem Interview für SNA den Zeitpunkt von Dopingtestergebnissen der Eiskunstläuferin Kamila Walijewa in Frage gestellt und erklärt, warum russische Athleten bei den Olympischen Spielen oft so stark benachteiligt werden.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "SNA News" schreibt weiter: "Auf die Frage, wer davon profitiert, dass der Ruf der russischen Sportler bei den Olympischen Spielen ruiniert wird, sagte der Experte:
„Ich kann Ihnen nur sagen, dass falls eine Mannschaftsmedaille der Eiskunstlaufmannschaft aberkannt wird, dann (werden) der zweite und der dritte Platz … wir kennen diese Länder … es wird Amerika sein, das in diesem Fall profitieren wird.“
Der Dopingskandal wird angeheizt, obwohl der Doping-Test bereits im Dezember gemacht wurde. Außerdem gibt es keinen Konsens darüber, ob das Herzmedikament wirklich die Leistung im Eiskunstlauf steigern kann.
Laut Valloni ist es das Problem der Liste der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) mit verbotenen Medikamenten, denn da stehen viele Präparate, die keine leistungssteigernde Wirkung haben, aber sie sind trotzdem verboten.
„Ich kann Ihnen nur sagen, dass es ein bisschen seltsam ist, dass der Test oder die Probe bereits am 25. Dezember gemacht worden war, und erst jetzt, nach einer sehr guten Leistung dieses Mädchens publik gemacht wurde oder die Russische Antidopingagentur (Rusada) informiert wurde, was ein bisschen komisch ist.“
Dem Anwalt zufolge sieht es wirklich schlecht aus, als hätten sie bis zu dem Zeitpunkt gewartet, in dem diese Athletin eine sehr gute Leistung erbringen würde, und danach haben sie die Informationen weitergeschickt. Man wisse nicht, warum es zu dieser Verzögerung kam, aber es fühle sich nicht gut an, so der Experte.
Valloni behauptet, dass man nicht wisse, ob die Politik hinter den Geschehnissen stecke. Theoretisch sei es möglich, aber der Test sei positiv ausgefallen. Und es sei nicht klar, warum es so lange gedauert habe und warum die Ergebnisse erst jetzt publik gemacht worden seien.
Der Anwalt meint, dass überall, wo Menschen arbeiten würden, sie natürlich von der Politik beeinflusst würden. Russland sei heutzutage, vor allem in westlichen Medien, kein guter Freund. Das könnte einen Einfluss haben.
Aber den größten Einfluss habe die Verbreitung des Namens gehabt, was alle Organisationen unter Druck gesetzt habe, etwas zu tun.
„Ich denke, dass der Schutz von Minderjährigen nicht auf der Grundlage der Vorschriften erfolgt ist“, so Valloni. „Und das ist jetzt die Konsequenz – dass sie nicht richtig informiert haben, sie hätten gar nicht informieren müssen.“
Valloni zufolge durfte man die Medaillenverleihung nicht verzögern, weil es den Druck auf die Organisationen erhöht und die ganze Welt schaut, wie man mit dem Skandal umgeht.
Der nächste Schritt sei nun, dass das Schiedsgericht für Sport (CAS) über die Aufhebung der beschlossenen Sperre entscheiden müsse, und nun müssten sich alle Parteien erklären.
„Ich gehe davon aus, dass es einen guten Grund gibt, warum die Rusada die Sperre aufgehoben hat, sagte Valloni.
„Ich gehe davon aus, dass dieses Argument auch vor dem Schiedsgericht für Sport Bestand haben wird, um der Athletin keinen weiteren Schaden zuzufügen und um diese Minderjährige zu schützen und ihr zu helfen, ihren Ruf zu retten.“
Die 15-jährige Russin Kamila Walijewa ist die erste Eiskunstläuferin in der Geschichte, die bei den Olympischen Spielen einen Vierfachsprung gemacht hat. Ihr triumphaler Auftritt war jedoch von einem plötzlichen Bericht der Wada über eine Dopingprobe überschattet worden, die sie Ende Dezember gemacht hatte und die angeblich positiv ausfiel."
Quelle: SNA News (Deutschland)