Unions-Politiker Mayer kritisiert Aufklärung des DFB als "nicht ausreichend"
Archivmeldung vom 26.10.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer (CSU), hat die bisherige Aufklärungsarbeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zur Affäre um die WM-Vergabe 2006 als "nicht ausreichend" kritisiert. "Meines Erachtens muss der DFB selbst das größte Interesse daran haben, dass die im Raum stehenden schwerwiegenden Vorwürfe schnell und lückenlos aufgeklärt werden", sagte Mayer der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post".
Die bisherigen Erklärungen des DFB und vor allem des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach trügen diesem Anspruch noch nicht ausreichend Rechnung. Vielmehr gäben der DFB und die an der Angelegenheit beteiligten Personen kein sehr glückliches Bild ab, sagte Mayer. "Sollte sich dies nicht ändern, würde dies dem DFB und vor allem auch dem ,Sommermärchen 2006' nachhaltigen Schaden beifügen", sagte Mayer, der Mitglied im Sportausschuss des Bundestages ist. Der DFB müsse das Heft des Handelns in der Aufklärung übernehmen und nicht den Eindruck erwecken, dass er durch andere wie Staatsanwaltschaft, Politik oder Fifa erst dazu gezwungen wird, sagte der Innenpolitiker.
Keine Rücktrittsforderungen gegen DFB-Chef Niersbach
Wolfgang Niersbach kann sich nach wie vor der Unterstützung des Präsidiums des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewiss sein. "Es gab und gibt keine Rücktrittsforderungen, und niemand sucht beim DFB nach einem Nachfolger", sagt Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". "Es sind derzeit gewiss keine einfachen Zeiten für den Verband. Aber wir als Team setzen auf bedingungslose Aufklärung und Transparenz - und Wolfgang Niersbach gehört als unser Präsident dazu. Wir wollen und werden mit ihm diesen Weg gehen. Es haben aber offensichtlich einige nicht ganz so großes Interesse an Aufklärung. Ihnen geht es nur darum, Unruhe zu stiften." Laut Frymuth hat Niersbach bei der DFB-Präsidiumssitzung des Verbandes am vergangenen Freitag in Dortmund nicht die Vertrauensfrage gestellt. "Das war einfach überhaupt kein Thema", sagt der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Fortuna Düsseldorf. Und auch in einer Sitzung der 21 Landesverbände habe es keine Stimmen gegeben, die den Rücktritt von Niersbach gefordert hätten: "Ja, einige in den Gremien sind enttäuscht über die aktuellen Diskussionen - aber es gab auch in diesem Kreis keine Nachfolgediskussionen."
DFB-Vize Frymuth fordert von Beckenbauer und Netzer Einsatz bei der Aufklärung
Peter Frymuth, Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), fordert Franz Beckenbauer und Günter Netzer auf, sich aktiv in die Aufklärung um den Verbleib von 6,7 Millionen Euro im Rahmen der WM 2006 einzubringen. "Die Basis wünscht sich Antworten von ihren Idolen", sagt der 58-Jährige im Gespräch mit der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". "Im DFB sind mehr als 25.000 Vereine organisiert, es gab mehr als 60.000 Spiele an diesem Wochenende - die Betroffenheit der Menschen ist groß. Das spüre ich immer wieder bei meinen Gesprächen auf den Sportplätzen. Im Interesse des Fußballs muss es eine schnelle, aber gründliche Aufarbeitung geben. Dazu gehört auch, dass Beckenbauer und Netzer zur Aufklärung beitragen. Es geht um mehr als persönliche Befindlichkeiten - es geht um das Vertrauen in den Fußball."
Behindertensportverband: "Negativschlagzeilen belasten Gesamtwahrnehmung des Sports"
Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, befürchtet zwar keine direkten Auswirkungen des aktuellen Fußballskandals auf die Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024. "Die Paralympics spielen in einer andere Liga als die vom großen Geld durchdrungene Fifa", sagte der SPD-Politiker aus dem oberbergischen Bergneustadt der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). Beucher (69), von 1990 bis 2002 Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, sagte aber auch: "Die Negativschlagzeilen über den Sport belasten immer die Gesamtwahrnehmung, das ist unzweifelhaft."
Vesper: Fußball-Affäre stört Hamburger Bewerbung nicht
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) glaubt nicht, dass die Affäre um die Vergabe der Fußball-WM 2006 Hamburgs Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2024 gefährdet. Das erklärte DOSB-Vorstandsvorsitzender Michael Vesper im Gespräch mit der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", sagte Vesper, "das sind zwei völlig unterschiedliche Themen. Wir haben aus der gescheiterten Bewerbung München 2022 gelernt und sind in Hamburg von Anfang an den Weg der Transparenz gegangen. Das Hamburger Transparenzportal gibt umfassend Auskunft über die Vereinbarungen der Gesellschafter, alle Verträge können von jedermann im Netz eingesehen werden. Das wissen die Hamburger und Kieler Bürgerinnen und Bürger. Und sie sehen auch, dass das IOC mit seiner Agenda 2020 bei Olympia jetzt auf mehr Transparenz, Flexibilität und Bescheidenheit baut." Vesper räumte allerdings ein, dass "durchaus die Gefahr bestehe, dass nicht alle Menschen differenzieren. Entscheidend ist, dass die offenen Fragen rund um die Überweisung der 6,7 Mio. Euro jetzt rasch und vollständig beantwortet werden".
Quelle: Rheinische Post (ots)