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DSB-Dokument belegt: Deutscher Skiverband wusste von Ullrichs und Bocks Dopingbelastung

Archivmeldung vom 24.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Dem Deutschen Ski-Verband (DSV) lag entgegen der eigenen Darstellung offensichtlich doch eine Empfehlung vor, die Biathlon-Trainer Frank Ullrich und Wilfried Bock wegen deren Verstrickungen ins DDR-Dopingsystem nicht mehr zu beschäftigen.

Nach Informationen der WDR-Sendung sport inside vom Montag Abend hatte das Geschäftsführende Präsidium des DSB am 25. Mai 1991 beschlossen, dem DSV eine entsprechende Mitteilung zu machen. Das geht aus einem Brief des damaligen DSB-Justiziars Jochen Kühl an den Sportausschuss des Deutschen Bundestages hervor.

In dem Schreiben vom 19.6.1991 weist Kühl darauf hin, dass in die Mitteilung an den DSV "die Empfehlung des Präsidenten des DSB an den Deutschen Skiverband" einbezogen sei, "mit den Trainern Hinze, Bock und Ullrich kein festes Anstellungsverhältnis entstehen zu lassen, solange der gegen sie bestehende dringende Verdacht der persönlichen tatsächlichen Beteiligung an der systematischen Verabreichung von Dopingmitteln an Aktive nicht ausgeräumt" sei.

Kühl teilte den Mitgliedern des Bundestags-Sportausschusses 1991 auch mit, dass die vom DSB-Präsidium eingesetzte ad-hoc-Kommission zur Beratung in Doping-Fragen nach mehreren Anhörungen zu der Überzeugung gekommen sei, dass "im Skilanglauf und im Biathlonsport der ehemaligen DDR flächendeckend gedopt worden ist und hierüber alle Trainer, Ärzte und Funktionäre" informiert gewesen seien. Der damalige Vorsitzende der Kommission, Manfred von Richthofen, sagte: "Ich gehe davon aus, dass die Unterlagen von 1991 noch gültig sind. Angesprochen auf den Deutschen Skiverband erklärte er: "Man zweifelt dann an der Glaubwürdigkeit, wenn so praktiziert wird. Ich bitte wirklich, sich noch mal die alten Unterlagen vorzunehmen. Man erkennt daraus alles."

Am Sonntag hatten in der ARD-Sportschau die ehemaligen DDR-Biathleten Jürgen Wirth und Jens Steinigen Doping-Anschuldigungen gegen die Trainer Frank Ullrich und Wilfried Bock für den Zeitraum zwischen 1986 und '88 erhoben. Bock und Ullrich streiten die Vorwürfe ab.

Bock soll nach Informationen von sport inside auch ein hochrangiger Stasi-Spitzel gewesen sein. Es handele sich "um einen dicken Fisch der Staatssicherheit, einen sogenannten Führungs-IM, über zehn Jahre lang", sagte Hubertus Knabe, Leiter der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Bock habe selbst andere Inoffizielle Mitarbeiter gelenkt und gesteuert, und sei fast so etwas wie ein hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter gewesen, so Knabe weiter. Bock war zu einer Stellungnahme nicht bereit.

Der DSV hatte am Montag durch seinen Pressesprecher Stefan Schwarzbach darauf hingewiesen, dass man im Fall Bock die Aktenlage umfassend analysieren und prüfen werde. Eine Akteneinsicht in die Unterlagen der Birthler-Behörde anlässlich seiner Tätigkeitsaufnahme 2002 sei dem DSV verwehrt worden. Im Fall Ullrich sei es so, dass sich "in den vergangenen Jahren im Vorfeld von Olympischen Spielen mehrere Kommissionen mit der Vergangenheit aller deutscher Bundestrainer beschäftigt haben. Der Deutsche Skiverband hat in all diesen Jahren keinerlei Hinweise oder Empfehlungen erhalten, nach denen Frank Ullrich nicht mehr für den DSV als Cheftrainer hätte arbeiten können oder sollen", so Schwarzbach.

Quelle: WDR

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