Blanka Vlasic: "Nichts motiviert mich so wie ein Rückschlag"
Archivmeldung vom 23.06.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie kroatische Hochspringern Blanka Vlasic ist eine der weltbesten Sportlerinnen und zählt zum Favoritenkreis für die bevorstehenden Olympischen Sommerspiele in London. Trotz zahlreicher Verletzungen glaubt die 28-Jährige fest an sich und lässt sich dabei offenbar auch von gesundheitlichen Problemen in der jüngsten Vergangenheit nicht irritieren.
"Ein Leistungstief oder eine deutliche Niederlage ist wirklich mit nichts aufzuwiegen, weil nichts so motivieren kann wie ein Rückschlag", sagt Vlasic in der Juli-Ausgabe des Magazins Reader's Digest und macht zugleich deutlich, dass sie im Training nichts dem Zufall überlässt: "Ich analysiere alles, was ich mache. Bis ins kleinste Detail. Das ist einerseits zermürbend, aber zugleich profitiere ich auch davon, denn wenn ich einen Fehler mache, sorge ich dafür, dass er sich nicht wiederholt."
Der Ehrgeiz wurde ihr offenbar schon in die Wiege gelegt. Kaum konnte sie als kleines Kind krabbeln, fing sie an, in einem unglaublichen Tempo durch die Wohnung zu robben, erinnert sich ihr Vater und Trainer Josko Vlasic in der neuen Ausgabe von Reader's Digest. Mit elf Jahren war Blanka Vlasic bereits 1,78 Meter groß. "Ich habe mich wegen meiner Länge sehr unwohl gefühlt." Sie habe alle überragt, "gleichzeitig wollte ich bei allem, was ich tat, die Beste sein". Mit 13 Jahren machte sie im Schulsport ihren ersten Hochsprung: "Ich wusste schon ziemlich bald, dass genau hier für mich die Chance lag, etwas wirklich Großartiges zu leisten."
Ihre Titelsammlung hat das inzwischen bestätigt. Vlasic wurde zweimal Weltmeisterin, holte olympisches Silber, wurde Weltmeisterin auch in der Halle und übersprang im Jahr 2009 in Zagreb die Höhe von 2,08 Meter. Doch für Blanka Vlasic ging es in ihrer Karriere nicht immer bergauf. Nach Olympia 2004 in Athen diagnostizierten die Ärzte bei ihr eine Schilddrüsenüberfunktion, ihre Karriere schien am Ende. Sie ließ sich operieren, aber begann wenig später wieder mit dem Training: "Ich war fest entschlossen, mich von dieser Sache nicht unterkriegen zu lassen. Für mich war das nur ein kurzer Aussetzer, nichts weiter." Im Spätsommer 2011 folgte die nächste Hiobsbotschaft, als sich die ehrgeizige Sportlerin einen partiellen Sehnenriss im linken Knie zuzog. Nach der Operation im Januar dieses Jahres litt sie unter einer Infektion, der daraus resultierende Trainingsrückstand gefährdete ihren Olympia-Start. Trotzdem setzt Vlasic alles daran, bei den Spielen in London dabei zu sein.
Sie selbst sagt, ihr Körper funktioniere wie ein Uhrwerk, nichts überlasse sie dem Zufall - auch nicht bei der Ernährung. Vlasic verzichtet auf Junkfood, isst keine gesüßten oder frittierten Speisen. Trotz dieser Willenskraft ist die Profisportlerin vor jedem Wettkampf nervös. "Sobald ich das Stadion betrete, will ein Teil von mir einfach nur weglaufen. Du bist dir bewusst, dass sich deine gesamte Vorbereitung der letzten Jahre in den nächsten zwei Stunden beweisen muss. Wenn du schlecht abschneidest, gibt es keine Entschuldigung, du kannst es niemand anderem in die Schuhe schieben." Das sei der Reiz am Hochsprung: "Alles reduziert sich auf dich und auf die Latte, die entweder oben bleibt oder nicht", gewährt Vlasic in der neuen Ausgabe von Reader's Digest einen Einblick in ihr Seelenleben. Umso mehr genießt die Frau aus Split dann ihre Siege: "Das ist einfach das schönste Gefühl der Welt."
Quelle: Reader's Digest Deutschland (ots)