Früherer Bundesliga-Coach Rasmussen berichtet von Bestechungsversuch in europäischem Wettbewerb
Archivmeldung vom 18.03.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittErik Veje Rasmussen, ehemaliger Trainer des Handball-Bundesligisten SG Flensburg Handewitt, hat auf NDR Info von einem Bestechungsversuch in einem Europapokalspiel berichtet und damit einen Artikel der dänischen Zeitung "Politiken" erläutert:
"Wir haben ganz konkret einen Anruf bekommen vom Balkan irgendwo." Er könne sich nicht mehr genau erinnern, "ob es Kroatien oder Serbien war". "Da hat jemand mit den Schiedsrichtern zusammengesessen und hat gefragt, ob wir bereit wären, den Preis zu zahlen." Er habe daraus "keinen Fall gemacht", weil er keine Beweise gehabt habe, dass die Schiedsrichter tatsächlich dabei gewesen seien. "Das war aber klipp und klar ein Versuch, Geld daraus zu ziehen", so der Däne. Nach Recherchen von NDR Info handelte es sich in diesem Fall um ein Spiel der SG Flensburg Handewitt.
Rasmussen, bis 2003 fünf Jahre lang Trainer der Flensburger Spitzenmannschaft und heute in seiner dänischen Heimat Coach von Arhus GF, setzte sich für eine rückhaltlose Aufklärung der Manipulationsvorwürfe ein. Er freue sich, so Rasmussen auf NDR Info, "dass jetzt ein Riesenwirbel kommt, weil es ja ein Zustand ist, den man seit vielen Jahren gekannt hat." Wenn es überhaupt eine Hoffnung auf Aufklärung geben solle, "dann muss es viel Wirbel geben." Die Rolle des europäischen Handballverbandes EHF sieht Rasmussen dabei kritisch: "Bis jetzt habe ich nicht feststellen können, dass man viel unternommen hat."
Wenn jetzt nahezu täglich neue Bestechungsvorwürfe bekannt würden, sei das nur "die Spitze des Eisbergs". Rasmussen zufolge sei es jedoch schwierig, Beweise für Manipulationen zu finden. Es sei "relativ selten, dass man eine Plastiktüte mit 50.000 Dollar in der Tasche vom Schiedsrichter" finde, sagte der Handballtrainer in Anspielung auf den Fall der beiden deutschen Spitzenschiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich, die mit dieser Geldsumme im Jahr 2006 an einem Moskauer Flughafen aufgehalten worden waren. Das "ganz große Problem" im Handball sei, so Rasmussen auf NDR Info, dass man als Schiedsrichter ohne weiteres ein Spiel manipulieren könne: "Man pfeift zehn Minuten für eine Mannschaft und nachher kann man dann in der Schlussphase, wenn die Mannschaft am Ziel ist, drei, vier Spieler rauswerfen, damit es statistisch gut aussieht."
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk