Judoka und Schwimmer gewinnen viermal Bronze
Archivmeldung vom 26.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Judo-Turnier von Baku geht es nicht nur um Medaillen und Punkte für die Olympiaqualifikation, sondern auch um Europameister-Titel. Deshalb hat der Deutsche Judobund (DJB) ein starkes deutsches Team zu den Europaspielen geschickt. Die EM sollte ursprünglich schon im April in Glasgow ausgetragen werden, wurde den Briten allerdings entzogen, und Baku sprang ein. Auch wenn der Termin acht Wochen vor den Weltmeisterschaften in Astana sehr ungünstig liege und die Konkurrenz groß sei – „wollen wir in Baku Zeichen setzen“, hatte Peter Frese, Präsident des DJB, vor den Titelkämpfen gesagt.
Weil es zwei Meisterschaften in einer sind, wird den erfolgreichen Athleten jeweils gleich zwei Mal Edelmetall umgehängt. Der Auftakt fürs deutsche Team war vielversprechend. Die 31 jährige Mareen Kräh (KSC Asahi Spremberg) war zwar im Halbfinale bis 52 Kilogramm der späteren Goldmedaillen-Gewinnerin und damit Europameisterin Andrea Chitu aus Rumänien mit Ippon unterlegen. Doch dann gelang der Deutschen im Kampf um Bronze schon nach 56 Sekunden die entscheidende zweite Waza-Ari-Wertung gegen die Rumänin Florian. Es ist ihre dritte EM-Medaille seit 2012.
Nun seien beide Medaillen, die um ihren Hals hingen, „schön, weil sie verschiedene Bedeutungen haben. Beide sind wichtig“. „Aber ein kleiner Wermutstropfen ist dabei“, sagte sie. „Ich wäre schon gerne weitergekommen. Aber jetzt freue ich mich. Und zu Hause wird dann mit dem Trainer besprochen, was man besser machen kann, um ins Finale zu kommen.“ Hier habe sie sich im Halbfinale überraschen lassen, „das hat Andrea Chitu gut gemacht“.
Insgesamt laufe es aber ganz gut für sie in diesem Jahr. „Auf dem Weg nach Rio ist das hier ein Super-Aufwind für mich, wichtige Punkte und eine gute Generalprobe“, sagte Mareen Kräh. „Ich bin begeistert von der ganzen Atmosphäre. Ganz Baku ist ja überall voller Sport, wir sind überall willkommen, und alle feiern mit. Ich erlebe das zum ersten Mal. Das ist ein richtig guter Anreiz, sich für die ersten Olympischen Spiele zu qualifizieren.“
In der Klasse bis 57 Kilogramm hielt sich die Zweite der letzten EM, Miryam Roper (TSV Bayer 04 Leverkusen), gegen die Französin Pavia nicht lange auf und siegte mit Ippon nach 49 Sekunden. „Ich freue mich immer über Ippon“, sagte sie. „Das ist wie ein K.O.-Sieg. Das ist das, worauf mein Judo abzielt. Sieg in der ersten Minute – super. Aber ich bin auch auf lange Kämpfe eingestellt.“
Ob sie wunschlos glücklich sei? „Nein, eigentlich nicht, denn ich habe ja einen Kampf verloren“, erklärte die Athletin. „Da kann man noch was verbessern. Aber doch – wenn ich richtig überlege: Heute bin ich wunschlos glücklich.“
Sie habe „ziemliche Aufs und Abs in letzter Zeit“ gehabt. „Die Gegner kennen einen mit der Zeit, deshalb habe ich versucht, mich weiterzuentwickeln, um auch mal wieder gefährlich zu sein.“ Das habe Unruhe in ihre Kämpfe gebracht. „Deshalb gibt das hier Aufwind, dass ich gewonnen habe mit den Veränderungen, die ich erarbeitet habe“, sagte Miryam Roper. An Rio denke sie noch nicht, sondern Schritt für Schritt. „Es gibt noch viele schöne und wichtige Wettkämpfe bis dahin. So ein bisschen hat das hier schon die Atmosphäre. European Games – das klingt doch fast wie Olympic Games.“
Auch Sebastian Seidl (TSV Abensberg/bis 66 kg) ließ sich die Medaille nicht nehmen. Er war nach zwei vorzeitigen Siegen im Viertelfinale dem Russen Puljajew zwar ebenfalls durch Ippon unterlegen. Aber in der Hoffnungsrunde gewann er gegen den Weißrussen Scherschan und anschließend im Kampf um die Bronzemedaille gegen den Portugiesen Oleinic mit zwei Yuko-Wertungen und einem Waza-Ari in der letzten Sekunde.
„Das ist meine sechste internationale Medaille in Folge. Aber meine erste Meisterschafts-Medaille“, sagte er. „Und das nach dieser Sehnenverletzung in der Schulter, die ich mir nach drei Medaillen Ende vorigen Jahres im Trainingslager in Brasilien zugezogen habe.“ Dies hatte drei Monate Pause bedeutet und die Verunsicherung, wie eine solche „für Judoka eklige Verletzung“ heilen werde. „Wir haben erst überlegt, zu operieren, dann aber konservativ behandelt“, erzählte Seidl. „Und es läuft super.“ Judo sei auch Kopfsache. „Nach meinen dritten Platz in Kasachstan weiß ich, dass ich jeden schlagen kann. Mein Heimtrainer hat mir aufgeschrieben: Den Gegner um Bronze muss ich schlagen.“
Aber man müsse auch schon auf dem Boden der Tatsachen bleiben: „Ich bin hier mit Bronze gut bedient. Ich bin als Siebter der Setzliste gestartet und bin jetzt Dritter“, sagte der Judoka. „Mehr war nicht drin.“
Viola Wächter (FC Schweitenkirchen/bis 57 kg) gewann ihren ersten Kampf gegen die Polin Podolak mit Ippon, unterlag aber in der Runde der besten 16 der Österreicherin Filzmoser ebenfalls durch die höchste mögliche Wertung. Für Tobias Englmaier (TSV Großhadern/bis 60 kg) war das Turnier im ersten Kampf der Hoffnungsrunde gegen den Georgier Papinaschwili beendet. Er hatte am Morgen den Polen Kielbasinski mit Ippon besiegt, war dann aber dem Russen Mudranow im Viertelfinale unterlegen.
Staffel-Erfolg für deutsche Schwimmer
Auch der dritte Wettkampftag bei den Schwimm-Wettbewerben, als U19-Europameisterschaften ausgetragen, blieb für die deutschen Teilnehmer nicht ohne Medaille. Die 4x200-Meter-Freistilstaffel mit Paul Hentschel (SC Chemnitz 1892), Henning Mühlleitner (SV Schwäbisch Gmünd), Konstantin Walter (SG Mittelfranken) und Moritz Brandt (SG Essen) holte Bronze hinter den Favoriten Russland und Großbritannien.
„Das war sehr spannend. Ich konnte zwar das Feld nicht sehen auf der letzten Bahn, wusste aber von der vorletzten, dass der Italiener dicht hinter mir ist. Daher habe ich zum Schluss nochmal alles ausgepackt“, sagte Schlussschwimmer Brandt. Die 4x100 Meter-Freistil-Staffel der Frauen musste sich mit Rang vier zufrieden geben, genauso wie Josephine Tesch (Berliner TSC) über 1500 Meter und Maxine Wolters (SG Bille) über 50 Meter Rücken. Über 1500 Meter wurde Lea Boy (Swim-Team Elmshorn) Achte.
Fechter bleiben im Einzel ohne Medaille
Die deutschen Fechter haben in den Einzelwettbewerben vergeblich um Medaillen gekämpft. Am Donnerstag schied Florettfechter Georg Dörr (TSG 1862 Weinheim) als Bester in der Runde der letzten Acht aus. Er unterlag dem Italiener Ingargiola 11:15. Zwei Runden zuvor hatten die Mannschaftskollegen Mark Perelmann (FG Mannheim Neckarau), Niklas Ufting und Alexander Kahl (beide FC Tauberbischofsheim) die Waffen strecken müssen.
Die einzige deutsche Teilnehmerin im Säbelturnier, Anna Limbach (TSV Bayer Dormagen), war zwar nach der Vorrunde als Beste für die Direktausscheidung gesetzt. Aber auch sie kam nicht über die Runde der besten 16 hinaus. Sie unterlag der Ukrainerin Komastschuk 8:15.
Badminton-Herrendoppel hat Medaille sicher
Großer Erfolg für Raphael Beck und Andreas Heinz (TV Refrath/1. BC Beuel): Die DM-Dritten im Herrendoppel haben bei den 1. Europaspielen in Baku eine Medaille sicher. Die 23 und 24 Jahre alten Spieler des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) gewannen ihre Viertelfinalpartie gegen Milosz Bochat/Pawel Pietryja aus Polen 2:1 (21:18, 13:21, 21:12). Da bei diesem Turnier der dritte Platz nicht ausgespielt wird, sondern beide unterlegenen Halbfinalisten die Bronzemedaille erhalten, ist Raphael Beck und Andreas Heinz Edelmetall garantiert.
In der Vorschlussrunde treffen die DBV-Asse auf die Weltranglistenzweiten und Top-Favoriten auf den Gewinn der Goldmedaille, Mathias Boe/Carsten Mogensen aus Dänemark (Freitag, 26. Juni 2015, 15.00 Uhr MESZ). „Das Halbfinale gegen die Nummer 2 der Welt ist jetzt Applaus. Wir sind super happy, dass wir es erreicht haben. Das Spiel werden wir genießen und unser Bestes geben und dann gucken wir mal, was dabei rumkommt“, sagte Beck mit Blick auf die bevorstehende Partie.
Chancen, eine Medaille zu holen, haben nach wie vor auch Dieter Domke (1. BC Saarbrücken-Bischmisheim) im Herreneinzel und das Mixed Raphael Beck/Kira Kattenbeck (TV Refrath/BV Wesel Rot-Weiss). Der 28 Jahre alte Domke entschied sein Achtelfinalspiel gegen den Finnen Eetu Heino souverän 2:0 (21:17, 21:14) für sich und steht folglich in der Runde der besten acht Spieler. „Es fühlt sich sehr gut an, im Viertelfinale zu stehen. Am Anfang des Turniers habe ich mir gedacht, dass wird ganz schön schwer und das wurde es auch. Die Gruppe und jetzt das Achtelfinale hatten es in sich. Aber bislang hat alles sehr gut geklappt. Ich fühle mich gut und habe heute auch wieder gut durchgezogen“, sagte Domke nach der Partie. Nächster Gegner des Weltranglisten-64. aus Deutschland ist Petr Koukal (Freitag, 26. Juni 2015, 7.00 Uhr Uhr MESZ). Der Tscheche wird im Ranking des Badminton-Weltverbandes BWF derzeit auf Rang 49 geführt. „Er ist auch sehr groß, wie ich. Da wird ums Netz gekämpft. Wer als Erstes hebt, hat verloren. Da müssen morgen schnelle, starke Beine her und dann ist es ein offener Kampf. Ich werde alles geben, um eine Medaille zu holen“, meinte Domke.
Raphael Beck und Kira Kattenbeck gewannen unterdessen ihr abschließendes Gruppenspiel gegen Gergely Krausz und Laura Sarosi aus Ungarn 2:0 (21:10, 21:15) und beendeten die Vorrunde damit auf Tabellenrang zwei in der Gruppe D. Diese Platzierung berechtigt zur Teilnahme an der K.o.-Runde. Im Gemischten Doppel beginnt diese – wie im Herrendoppel und im Damendoppel – mit dem Viertelfinale. Darin müssen sich Raphael Beck und Kira Kattenbeck (Weltranglistenplatz 77) mit den russischen Weltranglisten-28. Witali Durkin/Nina Wislowa auseinandersetzen (Freitag, 26. Juni 2015, 7.00 Uhr MESZ). In den vorangegangenen Vorrundenpartien hatten die Deutschen einen Sieg und eine Niederlage verzeichnet.
Ausgeschieden ist hingegen am Donnerstag das Damendoppel Carola Bott/Jennifer Karnott (1. BC Wipperfeld/TV Refrath). Das Duo des DBV musste sich in seinem Viertelfinalmatch 0:2 (11:21, 10:21) den favorisierten Schwestern Gabriela und Stefani Stoewa aus Bulgarien geschlagen geben. „Wir haben aber ein gutes Spiel gemacht. Eines der besten Spiele von uns hier. Das Ergebnis sagt für uns nichts aus. Wir hatten uns vorgenommen ins Viertelfinale zu kommen, die Gruppe zu überstehen, und das haben wir souverän gemacht. Damit sind wir super zufrieden“, bilanzierte Karnott nach der Niederlage.
Quelle: DOSB