"Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus"
Archivmeldung vom 12.10.2004
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Freigeschaltet durch Michael DahlkeSo heißt es im Artikel 20 des Grundgesetzes: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt."
Anläßlich der
Entscheidung der französischen Regierung, auf massiven Druck der Bevölkerung
wie schon in zahlreichen anderen Ländern die Bürger über die Annahme der
europäischen Verfassung entscheiden zu lassen, fand Rolf-Dieter Krause in einem
Kommentar der Tagesthemen vom Mittwoch deutliche Worte.
Dort kritisierte er scharf die anhaltende Weigerung der Bundesregierung,
ebenfalls die Bürger Deutschlands über die Annahme der europäischen Verfassung
entscheiden zu lassen. Dabei wies er auch darauf hin, daß die vom Grundgesetz
in Artikel 146 als Ende seiner Gültigkeit vorgesehene Abstimmung des
"deutschen Volkes" über eine deutsche Verfassung "nach der
deutschen Einheit bewußt verhindert" wurde.
"Es ist schon so: Die deutsche politische Klasse traut Bürgern besonders
wenig zu", so Krause. Gerade im Hinblick auf die häufig - in diesem Fall
von Bundeskanzler Gerhard Schröder - geäußerte und ebenso falsche Behauptung,
daß "das Grundgesetz Volksabstimmungen in Deutschland ausschließe"
scheint Krause mit seiner Einschätzung nicht Unrecht zu haben. So heißt es im
Artikel 20 des Grundgesetzes: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie
wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung,
der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt." Es kann also
keine Rede davon sein, daß das Grundgesetz Volksabstimmungen ausschließt.
In diesem - offenbar in Deutschland besonders stark ausgeprägtem - Mißtrauen
den Bürgern gegenüber sieht Krause auch eine grundlegende Schwäche Europas. So
bezeichnete er es als "die ewige Krankheit des europäischen Prozesses, daß
er die Bürger nicht mitnimmt" und befürchtet, daß "er eines Tages
scheitern [wird] wenn man nicht anfängt, die Bürger zu beteiligen und zwar wirksam
zu beteiligen."
Auch eine derzeit von den Tagesthemen online vorgenommene Umfrage belegt wenn
auch möglicherweise nicht repräsentativ, so doch mehr als deutlich, daß die
Deutschen ebenso wie andere Völker selbst über die zukünftige Verfassung
entscheiden wollen. So haben von derzeit insgesamt 630 Teilnehmern 502, also
fast 80 Prozent, für "Ja, die Bürger sollen entscheiden" gestimmt.