Schavan räumt Fehler bei Bologna-Studienreform ein
Archivmeldung vom 22.02.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtBundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat Fehler der Politik im Zusammenhang mit der Bologna-Studienreform eingeräumt. "Wir haben zu viel über Strukturen und zu wenig über Inhalte und Ziele von Bildung diskutiert", sagte Schavan in der "Zeit". Bereits Ende der neunziger Jahre habe die Politik die Chance verpasst, die inhaltliche Dimension von Bologna gleichberechtigt in der Agenda zu verankern.
"Als der Umbau (der Studiengänge) dann losging, war es erst mal zu spät." Der sechssemestrige Bachelor dürfe keine "bildungsfreie Zone" sein, fordert die Ministerin: "Meines Erachtens sollte der Bachelor ein breites Fundament an Wissen schaffen über wissenschaftliche Methoden, über grundlegende Erkenntnisse in der eigenen und in fremden Disziplinen und dabei Zeit lassen, über das Wie und Warum nachzudenken."
Der Bachelor für das Allgemeine, der Master für das Spezielle, das sei die geeignete Formel. Im Vorfeld der Nationalen Bologna-Konferenz im Herbst wolle sie einen hochrangig besetzten Expertenrat mit Hochschullehrern aller Fakultäten einberufen, kündigte die Ministerin an. Dieser solle Vorschläge erarbeiten, wie sich das Humboldtsche Ideal von Bildung durch Wissenschaft auch im 21. Jahrhundert im Selbstverständnis der Universität abbilden könne.
Als Mitglieder des Expertenrates nannte Schavan beispielhaft den Hamburger Universitätspräsidenten Dieter Lenzen, den ehemaligen Präsidenten der Humboldt-Universität, Christoph Markschies, und den Rektor der RWTH Aachen, Ernst Schmachtenberg.
Schavan will künftig einzelne Universitätsinstitute dauerhaft mit Bundesgeldern unterstützen
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) plant, künftig einzelne Universitätsinstitute dauerhaft mit Bundesgeldern zu unterstützen. Politik und Wissenschaft sollten gemeinsam Forschungsfelder definieren, die für Deutschland insgesamt von nationaler Bedeutung seien, sagte Schavan in der "Zeit". Dann solle man schauen: "Wo sind Institute innerhalb von Universitäten, die aufgrund ihrer Exzellenz eine Co-Förderung durch den Bund verdienen?" Solche Themen könnten etwa Meeresforschung oder Klimawandel sein. (...) Indem wir für Deutschland insgesamt wichtige Forschungsfelder definieren und mehrere Institute auf diesem Gebiet fördern, schaffen wir zudem neue Formen der Verbünde, der Kooperation zwischen den beteiligten Instituten und über Universitätsgrenzen hinweg."
Schavan ergänzt damit die seit längerem laufende Debatte um die Einrichtung von Bundesuniversitäten. Zugleich geht sie damit auf die Sorgen derjenigen Universitäten ein, die in der Exzellenzinitiative nicht zum Zuge gekommen sind. Sie nehme die Universitäten ernst, die fürchteten, dauerhaft abgehängt zu werden. "Darum muss (...) noch eine zweite Form der Bundesförderung kommen." Als ersten potenziellen Kandidaten einer solchen Förderung nennt die Ministerin das Marum, ein Zentrum für Meeresforschung an der Universität Bremen. "Ein echtes Juwel", so Schavan. "Es wäre psychologisch verheerend, wenn man die Botschaft vermittelte, universitäre Spitzenforschung sei nur noch an wenigen Standorten möglich." Entscheidend sei, betonte Schavan, dass die Länder ihre Finanzierung der betroffenen Institute jeweils fortsetzten. Es dürfe nicht zu einem Nullsummenspiel kommen, indem der Bund ein- und das jeweilige Land aussteige.
Quelle: dts Nachrichtenagentur