Peer Steinbrück geht als Berater zur ING-DiBa
Archivmeldung vom 05.10.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) heuert nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag bei der ING-DiBa an. "Ich werde ein Angebot der ING-DiBa annehmen, als Berater des Vorstandes", sagt Steinbrück der Wochenzeitung DIE ZEIT.
Zu seiner häufig geäußerten Kritik an der Praxis vieler Banken passe dies "durchaus". Zum einen habe die Bank eine lange sozialdemokratische Tradition und sei von Georg Leber 1965 als Bank für Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand mit gegründet worden. Zum anderen sei sie in keine "der in Rede stehenden Verfehlungen oder Manipulationen verwickelt" gewesen und "sehr konservativ und risikoscheu". Zu seiner Kritik stehe er nach wie vor. "Aber ich zweifle nicht daran, dass wir eine Landschaft wettbewerbsfähiger Finanzdienstleister in Deutschland brauchen, die unserer starken Realwirtschaft entsprechen", so Steinbrück. Seine Zeit als Minister sei sieben Jahre her, eine Interessenkollision könne er nicht erkennen.
Bezogen auf die Deutsche Bank erklärt Steinbrück, es wäre besser gewesen, diese während der Bankenkrise zum Annehmen von Staatsgeld zu zwingen. Eine "Zwangskapitalisierung" wäre richtig gewesen, so Steinbrück, aber die Banken und ihre Spitzenverbände hätten das damals nicht gewollt. "Die Scheu, gegen den versammelten Rat und die Position aller Banken eine solche Zwangskapitalisierung zu machen", sei in Deutschland ausgeprägter als in den USA. "Als ich eine Bank verstaatlicht habe, gab es einen Aufschrei der Entrüstung! Während ausgerechnet im angloamerikanischen Finanzkapitalismus solche Verstaatlichungen oder Teilverstaatlichungen stattfanden - Northern Rock, Royal Bank of Scotland", so der SPD-Politiker.
Steinbrück warnt vor einem erneuten Aufflammen der Bankenkrise und äußert die Einschätzung, "dass es unter dem Druck des internationalen Wettbewerbs nach wie vor eine extreme Renditejagd gibt. Und dass Banken der Versuchung unterliegen, sich deshalb in Geschäften zu engagieren, die hochriskant sind. Mit Verwunderung gucke ich immer noch darauf, dass der Derivatehandel sich längst von der Realwirtschaft um den Faktor zehn bis zwölf getrennt hat. Das bedeutet, dass dort massenhaft Wetten auf zukünftige Preise vorliegen, von denen viele scheitern und eine neue Erschütterung auslösen könnten."
Quelle: DIE ZEIT (ots)