ZDF-Politbarometer Oktober I 2007 / Verständnis für Bahnstreik gesunken
Archivmeldung vom 05.10.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDen aktuellen Bahnstreik halten 50 Prozent der Bundesbürger für nicht gerechtfertigt, 45 Prozent sind laut Politbarometer gegenteiliger Meinung (weiß nicht 5 Prozent). Vor zwei Monaten - während der ersten Streikwelle - hielten noch 48 Prozent die Streikmaßnahmen für gerechtfertigt und nur 45 Prozent lehnten sie ab (weiß nicht: 7 Prozent).
Grundsätzlich sind die Befragten
gespaltener Meinung, wenn es um die Lohnforderungen der
Lokführer-Gewerkschaft geht: 48 Prozent halten diese für richtig und
46 Prozent für nicht richtig. Weniger Zustimmung (40 Prozent)
hingegen findet die Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag für die
Lokführer, der von 50 Prozent abgelehnt wird.
Die Zuversicht, dass es mit der Wirtschaft in Deutschland weiter
aufwärts geht, scheint wieder etwas gedämpft. Waren im Mai dieses
Jahres noch 61 Prozent optimistisch was die wirtschaftliche
Entwicklung angeht, so sind es jetzt nur noch 43 Prozent. Diese
veränderte Einschätzung hat aber kaum Einfluss auf die Erwartungen
der Bundesbürger, wie sich ihre persönliche Wirtschaftslage innerhalb
eines Jahres verändern wird. Ähnlich wie in den letzten Monaten
glauben nur 17 Prozent, dass sich ihre eigene wirtschaftliche
Situation in einem Jahr verbessert haben wird, und sogar 28 Prozent
gehen von einer zukünftigen Verschlechterung aus (gleich bleibend: 53
Prozent). Auf die direkte Frage, wie stark sich ihre persönliche
Wirtschaftslage durch den Aufschwung verbessert hat, sagen 7 Prozent,
dass sie sich stark verbessert habe, 24 Prozent sagen "etwas" und 69
Prozent können keinerlei Verbesserung feststellen.
Die Überlegungen in der SPD, die Bezugsdauer des
Arbeitslosengeldes I für Arbeitslose über 45 Jahre wieder zu
verlängern, werden von einer breiten Mehrheit (82 Prozent)
unterstützt (dagegen: 14 Prozent; weiß nicht: 4 Prozent). Die
Zustimmung ist dabei in allen Parteianhänger-Gruppen ähnlich hoch.
In der politischen Stimmung zeigt sich relativ wenig Veränderung:
Die CDU/CSU kommt auf unveränderte 43 Prozent, die SPD legt auf 32
Prozent zu (plus 2). Die FDP erreicht 6 Prozent (plus 1), die Linke
kommt auf unverändert 9 Prozent und die Grünen liegen bei 8 Prozent
(minus 1).
Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie
koalitionstaktische Überlegungen eine etwas größere Rolle spielen.
Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die CDU/CSU käme
danach auf 41 Prozent (plus 1). Die SPD erreichte 30 Prozent (plus
1), die FDP erhielte 7 Prozent (minus 1), die Linke 10 Prozent
(unverändert), die Grünen kämen auf 8 Prozent (minus 1) und die
sonstigen Parteien zusammen auf 4 Prozent (unverändert).
In einem Monat, in dem verstärkt über Preise und Löhne gesprochen
wird, verlieren die wichtigsten Politiker fast durchweg an Ansehen:
Weiterhin angeführt wird die Liste der Top Ten von Angela Merkel. Sie
erhält auf der +5/-5-Skala einen verschlechterten Durchschnittswert
von 2,1 (Sept.: 2,4). Weiter auf Platz zwei Außenminister
Frank-Walter Steinmeier mit 1,6 (Sept.: 1,9), gefolgt von Peer
Steinbrück mit 1,2 (Sept.: 1,5) und Ursula von der Leyen mit 1,0
(unverändert). Auf Platz fünf liegt Kurt Beck mit 0,7 (Sept.: 0,8)
ganz knapp vor Franz Müntefering mit ebenfalls 0,7 (Sept.: 0,8).
Danach folgt Wolfgang Schäuble mit nur noch 0,2 (Sept.: 0,5) vor
Guido Westerwelle mit 0,0 (Sept.: 0,1) und Edmund Stoiber mit minus
0,5 (Sept.: minus 0,8) Ganz am Schluss: Oskar Lafontaine mit
unveränderten minus 1,3.
Wenig Veränderung erwarten die Befragten durch den Wechsel im Amt
des CSU-Vorsitzenden. Dass unter Erwin Huber der Einfluss der CSU auf
die Bundespolitik eher zunehmen wird, meinen 10 Prozent, dass er eher
abnehmen wird, erwarten 12 Prozent, und 64 Prozent meinen, dass sich
da nicht viel ändern wird (weiß nicht: 14 Prozent). Die insbesondere
von der CSU vertretene Forderung, dass Eltern ab 2013 ein
Betreuungsgeld erhalten, wenn sie ihre Kleinkinder zuhause selbst
betreuen, wird von 67 Prozent unterstützt und von 30 Prozent
abgelehnt. Dieser Vorschlag findet in allen Parteianhänger-Gruppen
eine breite mehrheitliche Unterstützung.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 1. bis 4. Oktober 2007 bei 1329 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch realisiert. Die Befragung
ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz
Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7
Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer gibt es am Freitag, 19. Oktober 2007, nach dem "heute-journal".
Quelle: Pressemitteilung ZDF