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Schorlemmer widerspricht Leipzigs Ex-Nikolaipfarrer Führer: Name Bundesrepublik soll bleiben

Archivmeldung vom 20.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Wittenberger Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer sieht keinen Grund, eine Debatte über die Beibehaltung des Staatsnamens Bundesrepublik Deutschland zu führen.

Der ehemalige  DDR-Bürgerrechtler widersprach damit dem früheren Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche, der eine Umbenennung fordert, weil der Begriff BRD nur für die Zeit von 1949 bis 1989 stehe. "Es gibt wirklich wichtigere Themen und auf die sollten wir uns konzentrieren", sagte Schorlemmer  der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe). "Die alte BRD will  ich auch nicht. Zur Bundesrepublik Deutschland aber sage ich ja. Allerdings werde ich dafür nie mehr das Kürzel BRD verwenden".

Dringender als eine Namensdebatte sei derzeit die genaue Aufarbeitung der  Ereignisse vom Herbst 1989, "um die Geschichte der friedlichen Revolution nicht von Geschichtsfälschern entwerten zu lassen", so Schorlemmer. So sei wichtig zu sagen, dass es sich 1989 um eine friedliche Revolution gehandelt habe und nicht um die Vorbereitung eines Anschlusses. "Auch ein Herr Schabowski  darf nicht unwidersprochen für sich in Anspruch nehmen, er habe die Freiheit   bewirkt. Das  ist ungeheuerlich." Deutlich müsse aber auch werden, dass die Musik im Herbst 1989 nicht im Berlin der Oppositionellen und auch nicht im Berlin von Erich Mielke gespielt habe. "Die Musik der Revolution spielte zuerst in der Provinz." Daran müsse gerade im Jubiläumsjahr 2009 immer wieder erinnert werden.

Ausdrücklich zustimmend äußerte sich Schorlemmer zum Vorschlag des SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, der eine Verfassung als Nachfolger  des Grundgesetzes vorgeschlagen hatte. "Demokratie ist nicht Sache der Politiker. Politik ist  eine Sache der Bürgerinnen und Bürger. Es darf  nicht  zu einer Verselbstständigung der Politikerkaste kommen", so Schorlemmer. Gute Vorschläge für mehr Bürgerbeteiligung hätte bereits der Runde Tisch erarbeitet, die in damals in einem Verfassungsentwurf mündeten. "Hier lohnt es sich, Impulse von damals wieder aufzunehmen, damit Politik nicht als Verschiebebahnhof  begriffen wird,  frei nach dem Motto: Die da oben sind an allem schuld."

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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