Sachsen und NRW legen Konzept zur Pflege-Vollversicherung vor
Archivmeldung vom 02.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie CDU drängt auf eine umfassende Reform der Pflegeversicherung. Die Länder Sachsen und Nordrhein-Westfalen haben dafür ein Konzept erarbeitet, über das die "Welt" berichtet.
Im Kern soll die derzeitige Absicherung in eine vom Bund finanzierte
Vollversicherung umgewandelt werden, die die pflegebedingten Kosten
komplett übernimmt. Hintergrund sind die stark steigenden Pflegekosten,
die vor allem Menschen im Rentenalter, die auf eine entsprechende
Versorgung angewiesen sind, zunehmend finanziell überfordern. Aktuell
ist jeder dritte Pflegebedürftige auf Sozialhilfe angewiesen.
"In
Sachsen ist es sogar mehr als jeder Dritte. Renten von im Durchschnitt
1200 bis 1400 Euro stehen Pflegekosten von monatlich 3000 Euro
gegenüber. Wer bedürftig ist, wird damit automatisch zum Sozialfall",
sagte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) der
"Welt". "Nordrhein-Westfalens Sozialminister Karl-Josef Laumann und ich
haben deshalb ein Konzept für einen Systemwechsel erarbeitet, für eine
Vollversicherung, die die pflegebedingten Kosten komplett übernimmt", so
Kretschmer.
Laut Berechnungen des IGES-Instituts, einem
Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und
Gesundheitsfragen, wären dafür im Beispieljahr 2026 rund 16,5 Milliarden
Euro nötig, die der Bund übernehmen soll. Pflegebedürftige und
Angehörige könnten somit direkt um insgesamt 8,9 Milliarden Euro
entlastet werden. Das ist der Betrag, den Pflegebedürftige über ihren
Eigenanteil laut Bericht der Bundesregierung rechnerisch jährlich an
pflegebedingten Kosten selbst tragen müssen.
"Pflegebedürftige
und deren Familien müssten dann nur noch die Kosten übernehmen, die
nicht unmittelbar mit der Pflege zusammenhängen", erklärt Kretschmer.
Dazu zählen laut dem Konzept vor allem Investitions-, Betriebs- und
Verpflegungskosten. "Wenn sich Beitragszahler auch gegen diese Kosten
absichern wollen, sollen sie künftig freiwillig bezahlbare
Pflegezusatzversicherungen abschließen können, die deren Umfang
abdecken", heißt es in dem Reformpapier.
Quelle: dts Nachrichtenagentur