Bundestagsvizepräsident Thierse: SPD ist "erschüttert und verunsichert"
Archivmeldung vom 28.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie SPD ist nach den Worten von Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse "erschüttert und verunsichert" über den Wechsel an ihrer Spitze. Sie sei nach Matthias Platzecks Rücktritt weder klaglos noch zur Tagesordnung übergegangen.
Die Partei werde "eine Zeit brauchen, bis sie verarbeitet hat, was
mit Mathias Platzeck passiert ist", sagte Thierse der in Essen
erscheinenden Neuen Ruhr/Rhein Zeitung (Freitagsausgabe). Für dessen
designierten Nachfolger Kurt Beck erwarte er einen großen
Vertrauensbeweis. "Die SPD möchte sich an einen neuen Vorsitzenden
gewöhnen", sagte Thierse. Sie brauche eine stabile Führung, die lange
im Amt bleibe. Beck stehe vor drei Herausforderungen: Er müsse die
große Koalition zum Erfolg führen, das Profil der SPD mit einem neuen
Programm schärfen und nach innen mehr "Wärme ausstrahlen". Zugleich
forderte Thierse die Gewerkschaften auf, Lehren aus den Querelen der
WASG zu ziehen. Die Fusion mit der Linkspartei könne nicht gut gehen.
Die Gewerkschaften sollten sich auf Bewährtes besinnen, so Thierse.
Es zeige sich, dass die SPD ihr verlässlichster Partner sei. Die Tür
der SPD bleibt nach seinen Worten offen für WASG-Wähler. Allerdings
könne die SPD die Erwartungen nach einem "illusionären
Sozialstaatsnationalismus" nicht erfüllen. Thierse: "Bei den
Lafontaines und Maurers sitzt der Frust zu tief. Da gibt es kein
Zurück."
Quelle: Pressemitteilung Neue Ruhr Zeitung