Foodwatch-Chef fürchtet Ernährungsarmut durch Coronakrise
Archivmeldung vom 08.04.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Verbraucherorganisation Foodwatch warnt vor einer Mangelernährung in einkommensschwachen Haushalten durch die Corona-Pandemie. "Die Coronakrise droht zu einem Programm für Ernährungsarmut zu werden", sagte der Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Schlimmstenfalls könnten sich "mehrere Millionen Menschen in Deutschland eine ausgewogene Ernährung nicht mehr leisten. Manche nicht mal mehr eine ausreichende". Konkret forderte der Foodwatch-Geschäftsführer schnelle und unbürokratische Hilfen, damit alle Menschen zumindest die Möglichkeiten hätten, sich ausgewogen und ausreichend zu ernähren. Zudem sollte die Bundesregierung eine Koordinierungsstelle einrichten, "die feststellt, wo wirklich Not herrscht und es am Nötigsten fehlt - und dort gezielt hilft".
Die Bundesregierung habe in der Coronakrise viele Hilfsmaßnahmen gestartet, "aber ausgerechnet an die Schwächsten unserer Gesellschaft nicht gedacht", kritisierte der Verbraucherschützer. Der milliardenschwere Rettungsschirm lasse "Einkommensschwache im Regen stehen". Besonders betroffen seien Einkommensschwache, Obdachlose oder Familien und Rentner, die schon vor der Krise darauf angewiesen waren, kostenloses Essen bei Mittagstischen oder bei den Tafeln zu bekommen, so Rücker weiter.
Viele dieser Einrichtungen seien jetzt geschlossen. Dass Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) diesen Menschen nun nicht helfen, sei inakzeptabel. "Sie nehmen Hunger und Mangelernährung in Kauf", so der Foodwatch-Geschäftsführer. Wenn Einkommensschwachen die Möglichkeiten fehlten, ihre Kinder ausgewogen zu ernähren, hätten diese weniger Entwicklungs- und Bildungschancen und seien mit höherer Wahrscheinlichkeit deshalb als Erwachsene selbst armutsgefährdet. "Eine solche Armutsspirale könnte durch die Coronakrise noch verschärft werden", sagte Rücker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Quelle: dts Nachrichtenagentur