Ökonomen fürchten schuldenfinanzierte Wahlgeschenke
Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, warnt nach der Einigung auf Finanzpakete vor schuldenfinanzierten Wahlgeschenken. "Es wird noch einige Hartnäckigkeit brauchen, darauf hinzuwirken, dass die Mittel des Sondervermögens nicht auf Umwegen dafür verschwendet werden, um Wahlgeschenke zu verteilen", sagte Schnitzer der "Welt".
Ähnlich äußerte sich Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts. "Die
Gefahr einer Zweckentfremdung der Kreditmittel wurde nicht gebannt, aber
reduziert", sagte er.
Der stellvertretende Leiter der
Konjunkturabteilung des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, Jens
Boysen-Hogrefe, sieht das größte Problem der Einigung darin, dass die
Ein-Prozent-Grenze für Verteidigungsausgaben nicht erhöht wurde. "Das
schafft Luft im Haushalt, sodass nicht akut konsolidiert werden muss",
sagte Boysen-Hogrefe. Bei dem Punkt habe sich der Spielraum für
Schwarz-Rot durch die Ausweitung des Sicherheitsbegriffs sogar noch
erhöht.
Grundsätzliche Kritik kam von der Wirtschaftsweisen
Veronika Grimm, die auch im Aufsichtsrat von Siemens Energy sitzt. "Die
Verhandlungspartner stehen jetzt unter großem Druck, wachstumsfördernde
Strukturreformen zu beschließen", sagte sie. Ob das gelinge, stehe in
den Sternen. Die Voraussetzungen für konsequente Verhandlungen und
Entscheidungen seien nicht gut, wenn man auch alles mit Geld zukleistern
könne.
Mit der nun erzielten Einigung von Union, SPD und Grünen
wurde vereinbart, dass die geplante Ausnahme von der Schuldenbremse für
Sicherheitsausgaben, die ein Prozent das Bruttoinlandsprodukts
übersteigen, nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für
Geheimdienste, den Zivil- und Bevölkerungsschutz und für die
Ukraine-Unterstützung genutzt werden kann. Die Mittel des
500-Milliarden-Sondervermögens sollen über einen Zeitraum von zwölf
Jahren nur zusätzlich genutzt werden können. Dafür müssen bereits zehn
Prozent des Bundeshaushaltes für Infrastruktur-Investitionen verwendet
werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur