Engholm: Schulz hätte auch Außenminister werden sollen
Archivmeldung vom 24.06.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer gelernte Buchhändler und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz leidet nach Ansicht des früheren SPD-Vorsitzenden Björn Engholm unter seiner Nicht-Präsenz im Bundeskabinett. "Ich glaube, Martin Schulz stünde als Kanzlerkandidat und Außenminister besser da", sagte Engholm der "Welt am Sonntag".
Die SPD merke "erst jetzt, wie schwer es Martin Schulz ohne Ministeramt und Mandat hat". Schulz fehle "die tägliche große politische Bühne, er muss sich durchs Land arbeiten", sagte Engholm: "Merkel hat das Parlament, die Regierung - und täglich eine außenpolitische Bühne." Kritik übte Engholm an sogenannten "Schulz-Hype", für den er die SPD, Schulz sowie die Medien verantwortlich machte.
"Wir sollten sagen, dass wir zu hohe, über- menschliche Erwartungen geweckt, den Schulz-Hype auf einem Parteitag befördert haben", sagte Engholm: "Gut, dass wir wieder auf dem Teppich gelandet sind!" Auf die Frage, ob Schulz den Hype selbst befördert habe, antwortete Engholm: "Nun gut, ein Tick mehr Bescheidung ist nie falsch." Statt zu sagen "Ich werde Bundeskanzler" könne Schulz auch sagen "Ich begebe mich auf einen schwierigen Weg, um das Amt des Kanzlers zu übernehmen", sagte Engholm.
"Irritierend" sei bei alldem, "dass sehr viele kluge Journalisten heute Schulz kritisieren, nachdem sie ihn gestern noch hoch gejubelt haben!" Der frühere SPD-Vorsitzende Engholm riet seinem Nachfolger Schulz, er solle das Thema soziale Gerechtigkeit "weiter definieren als bisher". Die SPD müsse "die Ungleichverteilung schrittweise mindern".
Außerdem würde er "auf das Friedensthema setzen, Anstöße für Abrüstung wagen". Engholm riet Schulz, Kulturschaffende, junge Wissenschaftler und Unternehmer zu treffen. "Die sind innovativ, durchbrechen Grenzen, stellen Konventionen infrage. Solche Leute braucht eine Partei, die die Zukunft gewinnen will." Zukunftsperspektiven könne die SPD "nicht mehr allein in Ortsvereinen und auf Parteitagen entwickeln".
Quelle: dts Nachrichtenagentur