Bericht: Finanzministerium blockiert Tariftreue-Gesetz
Archivmeldung vom 18.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Arbeiten an dem von der SPD forcierten Gesetz zur Stärkung der Tarifbindung sind offenbar ins Stocken geraten. Wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten, blockiert das FDP-geführte Bundesfinanzministerium den Beginn der so genannten Verbändeanhörung.
Damit kommen die Vorbereitungen für das Tariftreuegesetz erst einmal
nicht voran. "Das Finanzministerium hat sein Veto eingelegt", zitieren
die Funke-Blätter es aus Regierungskreisen.
Ein Sprecher von
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), dessen Haus für das
Gesetzesvorhaben zuständig ist, sagte den Zeitungen: "Die
regierungsinternen Gespräche dauern an." Aus dem Finanzministerium von
Ressortchef Christian Lindner (FDP) hieß es: "Regierungsinterne
Abstimmungen kommentieren wir nicht."
Das Tariftreuegesetz soll
dafür sorgen, dass private Firmen künftig nur dann Aufträge vom Bund
erhalten, wenn sie ihre Beschäftigten nach Tarif bezahlen. Auf diese
Weise soll die Tarifbindung in Deutschland wieder steigen, sie ist seit
Jahren rückläufig. Arbeitsminister Heil hatte in der vergangenen Woche
nach langen Debatten einen Referentenentwurf in die Abstimmung mit den
anderen Ressorts gegeben. Betroffene Verbände müssen zu Gesetzesvorhaben
zwingend angehört werden.
Dem Vernehmen nach verlangt das
Finanzministerium jetzt, dass Unternehmen an anderer Stelle von
Bürokratie entlastet werden, bevor durch das Tariftreuegesetz neue
Lasten entstehen, schreiben die Funke-Blätter. SPD, Grüne und FDP hatten
sich 2021 in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, ein
Tariftreuegesetz zu verabschieden.
Der Vorsitzende der
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, kritisierte die
Verzögerung und das Verhalten der FDP heftig. Er sagte den
Funke-Zeitungen, die Verhinderung von Lohndumping durch eine nachhaltige
Verbesserung der Tarifbindung sei das "zentrale politische Projekt der
Ampelkoalition" zugunsten von Arbeitnehmern. "Wenn die FDP nach einem
längst verkündeten Kompromiss nun das Tariftreuegesetz wieder infrage
stellt, droht der Ampelkoalition weiterer schwerer Schaden an ihrer
politischen Glaubwürdigkeit." SPD und Grüne müssten sich jetzt
durchsetzen und die FDP endlich in die Schranken weisen, verlangte
Werneke.
Er ergänzte: "Mit ihrer Blockadehaltung sind die
Liberalen zu einem echten wirtschaftspolitischen Standortrisiko für
Deutschland geworden. Ob Schuldenbremse, Rente oder Löhne - es geht der
FDP nur noch darum, die Interessen ihrer Klientel gegen Millionen von
Menschen durchzusetzen, die auf auskömmliche Löhne und einen
funktionierenden Staat angewiesen sind."
Quelle: dts Nachrichtenagentur