Kleinparteien warnen vor übereilter Neuwahl des Bundestages
Führende Vertreter von Kleinparteien haben vor einer übereilten Neuwahl des Bundestages und damit fehlender Chancengleichheit gewarnt. Der Bundesvorsitzende der Piraten, Borys Sobieski, sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland": "Unserer Demokratie tut so eine Hauruckwahl sicher nicht gut."
Sie sei "in der Kürze der Zeit sicher rein technisch machbar", fügte er
hinzu. Doch "ob sie fair und sinnvoll ist, steht auf einem ganz anderen
Blatt". Sobieski schloss rechtliche Schritte deshalb nicht aus.
Die
Sprecherin von Volt, Gina Nießer, sagte dem RND, eine allzu
kurzfristige Neuwahl sei "eine riesige Gefahr für die Demokratie.
Scholz, Merz und Co. spielen mit dem Feuer - mit dem Fortbestand dieser
Demokratie. Die Rechtsextremisten stehen bereit und werden von diesem
Zerfall profitieren." Volt sei es hingegen wichtig, das Vertrauen in die
Demokratie wieder zu stärken, so Nießer. "Dafür brauchen wir eine gut
organisierte Wahl ohne Fehler."
Nathalie Sanchez Friedrich,
Mitglied im Bundesvorstand der Partei "Die Basis", fürchtet bei
Neuwahlen drastisch sinkende Erfolgschancen für alle Parteien, die
derzeit nicht im Bundestag vertreten sind. "Demokratisch fair wäre, die
Teilnahme wenigstens nicht zusätzlich zu erschweren", sagte sie.
"Deshalb sollte die Zahl der erforderlichen Unterstützungsunterschriften
wenigstens halbiert oder geviertelt werden, analog zur Bundestagswahl
2021 und zu den Landtagswahlen im Jahr 2022."
Werden die
geltenden Regeln nicht an die Umstände der Neuwahl angepasst, müssten
die Kleinparteien bis 69 Tage vor der Wahl je nach Bundesland bis zu
2.000 gültige Unterstützungsunterschriften sammeln, um es überhaupt auf
die Wahlzettel zu schaffen. Ausgenommen von der Regelung sind etablierte
Parteien, die bereits mit mindestens fünf Abgeordneten im Bundestag
oder einem Landtag vertreten sind.
Auch finanziell fühlen sich
die Kleinparteien benachteiligt. Denn um Anspruch auf staatliche Mittel
zu bekommen, müssen sie mindestens 0,5 Prozent der gültigen Stimmen
holen. Das setzt aber ebenfalls voraus, dass sie auf den Wahlzetteln
stehen.
Der Vorsitzende der Piraten beklagte schließlich, dass
sehr schnell Versammlungen organisiert werden müssten, um Kandidaten
aufzustellen. "Gerade am Jahresende und in der Kürze der verfügbaren
Zeit sind entsprechende Räumlichkeiten, die benötigt werden, kostspielig
oder gänzlich ausgebucht", sagte Sobieski dem RND.
Quelle: dts Nachrichtenagentur