Menschen mit Behinderungen sind Corona-Risikogruppe
Archivmeldung vom 29.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, hat davor gewarnt, dass beeinträchtigte Menschen, die an Covid-19 erkranken, schlechter versorgt werden als andere. "Die Coronakrise verschärft bestehende Problemlagen für viele Menschen mit Behinderungen leider deutlich", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Viele Menschen mit Behinderungen gehören zur Risikogruppe für das Coronavirus, weil sie häufig Vorerkrankungen haben oder immungeschwächt sind. Laut Dusel haben Menschen mit kognitiven Einschränkungen jedoch schon zu normalen Zeiten Probleme, ins Krankenhaus aufgenommen zu werden. Auch, weil die Kliniken offensichtlich davon ausgingen, dass in den Wohneinrichtungen überwiegend Pflegefachkräfte eingesetzt würden. Dies sei jedoch nicht der Fall, dort arbeiteten hauptsächlich pädagogische Fachkräfte, sagte Dusel.
Sie stünden durch die Coronakrise nun besonders unter Druck. Die Bundesregierung hat zwar vergangene Woche ein Sozialschutzpaket auf den Weg gebracht, das auch soziale Einrichtungen wie etwa Behindertenwerkstätten unterstützen soll. Diese müssen schließlich wegen der Infektionsgefahr geschlossen bleiben, ohne Hilfen vom Staat droht ihnen der Konkurs. Doch die Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen stehen derzeit nicht unter diesem Schutzschirm.
"Wir stellen aber fest, dass hier das Personal in dieser besonderen Situation nicht ausreicht", sagte Jürgen Dusel. Denn die Mitarbeiter müssen jetzt nicht nur mit dem Coronavirus fertig werden, sondern zusätzlich Menschen betreuen, die sonst den Tag in der Werkstatt verbringen. Wie überall steigen zudem die Kosten für Schutzkleidung und Desinfektionsmittel. "Für diese Finanzierungslücke muss jetzt schnell eine Lösung gefunden werden", sagte Dusel. Knapp 13 Millionen Menschen mit einer Beeinträchtigung leben laut dem aktuellen Teilhabebericht der Bundesregierung in Deutschland, das sind mehr als 15 Prozent der Bevölkerung.
Quelle: dts Nachrichtenagentur