Migrationsexperte sieht keine Trendwende bei Asyl-Zahlen
Archivmeldung vom 09.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Migrationsexperte Gerald Knaus widerspricht der Deutung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Ampel-Maßnahmen hätten zu einer Reduzierung der Asyl-Anträge geführt. "Ich sehe keine Trendwende", sagte Knaus dem "Tagesspiegel".
"2023 haben wir einen neuen Höhepunkt bei Asylanträgen in Europa erlebt,
nun geht die Zahl wieder zurück, aber 20.000 Asylanträge im August sind
historisch hohe Zahlen." Es gebe jedoch Maßnahmen der Ampel, die
Wirkung gezeigt hätten. "Die Asylanträge aus Georgien sind massiv
zurückgegangen, seit Deutschland Georgien endlich als sicheren
Herkunftsstaat erklärt hat. Hier hat die Ampel effektiv gehandelt",
sagte Knaus.
Wolle man im großen Stil die Zahlen senken, brauche
es eine andere Maßnahme, so Knaus. "Die bei weitem wichtigste Frage für
Deutschland bleibt die Kooperation mit der Türkei. Seit März 2020 gibt
es das EU-Türkei-Abkommen nur noch auf dem Papier", kritisiert Knaus,
der als Erfinder des Abkommens gilt, welches 2016 verhandelt worden war.
Andere
Vorschläge, wie den Plan von CDU-Chef Friedrich Merz, an der Grenze
Flüchtlinge abzuweisen, sieht Knaus dagegen sehr kritisch: "Es wäre
europarechtlich problematisch und politisch unklug, würden wir versuchen
an Deutschlands Grenze alle Asylsuchenden in Nachbarstaaten
zurückschicken - ohne deren Kooperation jegliche Kontrolle dieser
Grenzen praktisch gar nicht möglich wäre", sagte er dem "Tagesspiegel".
Knaus
ist sich sicher, dass Merz' Plan, eine nationale Notlage auszurufen,
vor dem Europäischen Gerichtshof keinen Bestand hätte. "Wenn man etwas
macht, von dem man erwarten muss, dass es vom Europäischen Gerichtshof
wieder gestoppt wird, kommt man in eine Situation, die sich die AfD
wünscht. Denn dann haben wir hier auf einmal Dexit-Debatten",
prognostiziert Knaus.
Quelle: dts Nachrichtenagentur