Mehr als eine Million Familien haben nichts vom Kindergeld
Archivmeldung vom 06.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttEtwa eine Million einkommensschwache Familien haben nach einem Bericht der "Saarbrücker Zeitung" (Montag-Ausgabe) praktisch nichts vom Kindergeld, weil diese Leistung nach geltender Rechtslage in voller Höhe den Anspruch auf Grundsicherung sowie Sozialgeld mindert.
Allein im vergangenen Jahr wurden 1,06 Millionen Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften dadurch insgesamt 4,7 Milliarden Euro weniger ausgezahlt. Seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2007 hat sich dieser Betrag auf knapp 59 Milliarden Euro summiert, schreibt das Blatt unter Berufung auf Angaben des Bundessozialministeriums auf eine aktuelle Anfrage der Linken im Bundestag. 2019 wurden demnach bei jeder betroffenen Bedarfsgemeinschaft durchschnittlich 368 Euro Kindergeld mit Hartz IV und dem Sozialgeld verrechnet.
"Ausgerechnet die allerärmsten Familien gehen beim Kindergeld leer aus, obwohl sie es dringend bräuchten, denn die Kinder-Regelsätze bei Hartz IV sind künstlich klein gerechnet und viel zu niedrig bemessen", kritisierte die Sozialexpertin der Linken, Sabine Zimmermann.
Im Zuge der Corona-Pandemie war die Bundesregierung allerdings vom geltenden Verrechnungsprinzip abgewichen. So wird der einmalig gewährte Kinderbonus von insgesamt 300 Euro auch an Hartz-IV-Familien ausgezahlt, ohne ihre staatliche Stütze deshalb zu schmälern. Umgekehrt wird der Kinderbonus auf den steuerlichen Kinderfreibetrag für wohlhabende Familien angerechnet. "Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung dieses Prinzip auch auf die regulären Kinderleistungen anwendet", erklärte Zimmermann.
Quelle: Saarbrücker Zeitung (ots)