Steinbrück im stern: Politiker sollen sich bei Sabine Christiansen rarer machen
Archivmeldung vom 23.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer neue Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat die Erwartungen an schnelle Erfolge der schwarz-roten Politik deutlich gedämpft. Er halte es "für aussichtslos", bis zum Ende dieser Legislaturperiode einen ausgeglichenen Haushalt ohne Neuverschuldung verabschieden zu können, sagte Steinbrück in einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern.
Auch für geringere
Lohnnebenkosten sieht er wenig Spielraum: "Die Koalition ist schon
ganz gut, wenn sie die Sozialabgaben von derzeit 40,8 Prozent
ungefähr auf 39,3 Prozent senken kann."
Gegenüber dem stern verschärfte Steinbrück seine Kritik an den
Kritikern der Koalitionsvereinbarung. "Nirgends ist der
sadomasochistische Zug, das Jammertal als liebsten Ausflugsort zu
suchen, so ausgeprägt wie in Deutschland", sagte der SPD-Politiker.
Die "Verunglimpfung der politischen Klasse" durch Medien und
Interessenvertreter, ihre Darstellung als "Versager, Lügner und
Betrüger ... löst antidemokratische Reflexe aus", warnte Steinbrück.
Er verteidigte zugleich die Einkommen der Politiker. "Wir arbeiten
sieben Tage die Woche, meist 13, 14 Stunden. Ich habe mal meinen
Nettostundenlohn ausgerechnet: rund 38 Euro. Das ist nicht
überkandidelt", sagte der Finanzminister.
Steinbrück plädierte dafür, dass sich Politiker in Talkshows wie
"Sabine Christiansen" rarer machen. "Sie können sich nicht völlig
entziehen, aber dosierter vorgehen." Der SPD-Politiker zum stern:
"Die Leute haben die Verkümmerung der Politik zur Quatscherei satt,
genauso wie die Politikrituale." Steinbrück gestand zugleich ein, die
Politik habe "zu lange den Eindruck vermittelt, als ob sie alle
Probleme lösen könnte, und sie hat sich gelegentlich auch mit
Unterhaltung verwechselt." Dadurch hätten sich die Politiker "in das
Glaubwürdigkeitsloch auch selbst manövriert".
Der Finanzminister erzählte, als Privatmann zwei Mal spekuliert zu
haben. "Das eine war ein Devisentermingeschäft, bevor der Euro
eingeführt wurde. Meine Frau hat mich fast entmündigt. Ich habe dann
auch deutlich verloren." Bei einem weiteren Versuch hatte er, "weil
ich zu dem Zeitpunkt gerade etwas zuviel Rotwein getrunken hatte",
mit Bordeaux-Weinen spekuliert - und "einen knappen Gewinn erzielt".
Quelle: Pressemitteilung stern, G+J