Empörung über Gysi-Äußerungen - PDS lehnt Entschuldigung ab
Archivmeldung vom 10.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLinkspartei-Fraktionschef Gregor Gysi hat mit seinen Äußerungen zum Scheitern von Parteichef Lothar Bisky bei der Wahl zum Bundestagsvizepräsidenten parteiübergreifend für Empörung gesorgt. Das berichtet der Berliner Tagesspiegel.
Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner (SPD) forderte eine
Entschuldigung Gysis. Der Linkspartei-Chef stelle alle "ihm nicht
genehmen Abgeordneten unter Generalverdacht", sagte sie der Zeitung.
Mit solch "unsäglichen historischen" Vergleichen wolle die
Linkspartei offenbar davon ablenken, eine demokratische Wahl verloren
zu haben, sagte die SPD-Politikerin. "Es gibt keinen Grund, sich zu
entschuldigen", sagte Linkspartei-Sprecher Hendrik Thalheim.
Gysi hatte unmittelbar nach dem erneuten Scheitern Biskys heftige
Vorwürfe an die Fraktionen gerichtet. Unter Verweis auf die Wahl des
Ex-Bundeskanzlers Kurt-Georg Kiesinger (CDU) sagte Gysi unter
anderem: "Ich weiß, dass die Biographie von Lothar Bisky auch
Schwächen hat. Die erste Schwäche besteht darin: Er hat in der Jugend
nicht 'Mein Kampf' von Adolf Hitler gelesen und war davon auch nicht
begeistert."
FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt sagte,der Zeitung die
Äußerungen Gysis seien "nicht zu entschuldigen und entsprechen auch
nicht dem Umgangsstil des Bundestages". Gysi habe in maßloser Weise
Kolleginnen und Kollegen beschimpft, "die nichts anderes getan haben
als von ihrem Recht auf freie Wahl Gebrauch zu machen."
Grünen-Chefin Claudia Roth sagte, es sei "eine Unverschämtheit.
Abgeordnete, die Bisky nicht gewählt haben, mit dem
Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen" . Mit seinen billigen
antifaschistischen Parolen habe Gysi auch dem Anliegen geschadet,
sich ernsthaft mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel