Verkehrsexperte sieht enormen Sanierungsbedarf bei deutschen Fernstraßen
Archivmeldung vom 12.08.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Verkehrsexperte Michael Schreckenberg bezeichnet fast die Hälfte der deutschen Brücken, jede fünfte Autobahn und 40 Prozent der Bundesstraßen als "hochgradig sanierungsbedürftig" und fordert für deren Sanierung die Einführung einer Pkw-Maut. Wie der Professor der Universität Duisburg-Essen am Montag im Deutschlandfunk sagte, führe "eigentlich kein Weg an einer Pkw-Maut für die Autobahn vorbei".
Grund sei der erhebliche Sanierungsbedarf in den nächsten zehn bis 15 Jahren infolge des LKW-Verkehrsaufkommens, das wesentlich höher ausfalle als erwartet. Da ein Lkw die Straße wie 40.000 bis 60.000 Pkw belaste, sei der Lkw-Verkehr "der treibende Faktor für die Zerstörung unserer Straßen und Brücken". Schreckenberg erwartet eine weitere Steigerung des Lkw-Verkehrs um etwa 2,5 Prozent jährlich, während der Pkw-Verkehr "mehr oder weniger" stagniere. Ein großer Teil der Infrastruktur sei schon jetzt so sanierungsbedürftig, dass man nicht länger warten könne, "denn dann kommt der Fall, dass wir die Brücke sperren müssen, wenn sie nicht mehr sicher ist". Man hätte zu lang weggeschaut und über viele Jahre gehofft, "dass es eben noch viele Jahre halten wird", so der Experte.
Pkw-Maut für Ausländer: Verkehrspolitiker attackieren Seehofer
Verkehrspolitiker von CDU, SPD und Grünen haben die Forderung von CSU-Chef Horst Seehofer nach einer Pkw-Maut für Ausländer scharf kritisiert. "Eine Pkw-Maut nur für Ausländer ist undenkbar, weil sie das EU-Diskriminierungsverbot verletzen würde", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Dirk Fischer, der "Rheinischen Post". "Im gemeinsamen Regierungsprogramm von CDU und CSU ist die Pkw-Maut nicht vorgesehen", sagte Fischer. Der Chef des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), warf Seehofer Betrug an seinen Wählern vor. "Seehofer betrügt die Wähler: Eine Pkw-Maut nur für Ausländer kann es aus europarechtlichen und verfassungsrechtlichen Gründen gar nicht geben", sagte Hofreiter der Zeitung. "Man darf Autofahrer allein aufgrund ihrer Nationalität nicht unterschiedlich behandeln." Seehofer wolle eigentlich die Maut für alle, sage aber aus populistischen Gründen, sie solle nur Ausländer treffen. Am Ende müssten aber alle Fahrer die Maut zahlen, sagte Hofreiter. "Seehofer belügt die Wähler: Er weiß, dass eine Pkw-Maut nur für Ausländer europarechtlich nie durchzusetzen wäre", sagte auch Bayerns SPD-Chef Florian Pronold.
Quelle: dts Nachrichtenagentur