Bund gibt bei IT-Modernisierung fast eine Milliarde für Berater aus
Archivmeldung vom 17.04.2020
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Freigeschaltet durch André OttBei dem seit 2015 laufenden Krisenprojekt, die Computerarbeitsplätze und Rechenzentren von Bundesministerien und Behörden zu modernisieren, explodieren die Beraterkosten.
Allein das Bundesinnenministerium von Horst Seehofer (CSU), aus dem das Vorhaben bis vor Kurzem geleitet wurde, bis Ende 2019 für externe Berater rund 250 Millionen Euro ausgegeben, bis 2025 sind dort weitere knapp 400 Millionen Euro eingeplant, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht, über die der "Spiegel" berichtet.
Aufgrund der exorbitanten Mehrkosten hatte das Kabinett das Not leidende Megaprojekt im November 2019 neu organisiert und dem Finanzministerium und dessen IT-Dienstleister mehr Aufgaben übertragen. Dies sorgt nun für weitere Mehrkosten und Verzögerungen. Für dieses Jahr sieht das Haus von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) 238,7 Millionen Euro für "externe Unterstützung" vor, darunter auch Werkverträge für Wartung oder Programmierung. Anders als das Innenministerium will man dort über die Beraterkosten in den kommenden Jahren noch keine Auskunft geben, derzeit würden "Grundlagendokumente für das weitere Vorgehen erarbeitet".
Das Kanzleramt, das im Herbst das Controlling an sich gezogen hatte, will für seine neue Aufsichtsrolle ebenfalls Know-how von außen einkaufen, für rund 590.000 Euro im laufenden Jahr. Die bekannten Beraterkosten bis 2025 summierten sich damit auf fast 900 Millionen Euro, kritisieren die Grünenabgeordneten Sven-Christian Kindler und Tobias Lindner. "Für das Geld, das die Bundesregierung in den letzten Jahren im Projekt IT-Konsolidierung des Bundes nur für Berater verpulvert hat, hätte man wahrscheinlich die gesamte IT aller Bundesbehörden komplett neu kaufen können." Dabei habe das eingekaufte Wissen "nur wenig genützt". Auch die Neuplanung laufe "im Schneckentempo". Unter diesen Umständen werde es "noch mehr als zehn Jahre dauern, bis die IT der 130 Behörden konsolidiert ist".
Quelle: dts Nachrichtenagentur