Viele CDU-Anhänger wollen nicht zur Wahl
Archivmeldung vom 11.03.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakNeuer Zündstoff für den Kursstreit in der CDU: Ein Drittel der Unionswähler will laut einer Umfrage künftig für die FDP stimmen oder nicht mehr zur Wahl gehen. Von CDU-Chefin Merkel wird nun ein Machtwort an die Partei erwartet.
Der Unionsstreit um den Kurs von CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel könnte durch eine Umfrage neuen Zündstoff erhalten. Nach einer Emnid-Erhebung für den Fernsehsender N24 geben 19 Prozent der enttäuschten Unionsanhänger an, gar nicht mehr zur Bundestagswahl gehen zu wollen. 14 Prozent wollten beim nächsten Mal die FDP wählen.
Zur SPD wechseln laut der Umfrage drei Prozent der Unionswähler von 2005. Für die Grünen und die Linkspartei entscheiden sich nun jeweils zwei Prozent. Das Emnid-Institut hatte am Montag rund 1000 Bundesbürger befragt.
Vor allem eine Wahlenthaltung ehemaliger CDU-Stammwähler hatten in den vergangenen Tagen auch die Kritiker Merkels befürchtet. Diese bleibt aber trotz des Streits nach der Umfrage weit populärer als SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD).
Von Merkel wird am Mittwoch bei einem CDU-Kongress am 20. Jahrestag des Mauerfalls unter dem Motto «Einheit in Freiheit» ein klärendes Wort zum unionsinternen Streit erwartet. Der Wirtschaftsflügel und einige eher konservative Politiker werfen der Kanzlerin vor, sich in der großen Koalition zu weit von ihren programmatischen Inhalten entfernt zu haben. Merkel hat bislang zu der Auseinandersetzung, die durch schwache Umfrageergebnisse angeheizt wurde, geschwiegen.
Bundestagsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) bekräftigte in der ARD seine Kritik: «Vielleicht gibt es in der CDU hier und da die Überlegung, die konservative Klientel müsste man nicht besonders ansprechen, die würde ja ohnehin CDU wählen», sagte Bosbach.« Aber diese Rechnung kann auch daneben gehen.» Diese Ansicht vertrat auch die Junge Union im Saarland. «Wenn Angela Merkel sich offensichtlich bei Alice Schwarzer wohler fühlt als beim Papst, dreht sich vielen Unionswählern der Magen um», teilte JU-Landeschef Roland Theis mit.
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) warf den Kritikern dagegen indirekt Illoyalität vor. Kauder räumte im ZDF-Morgenmagazin ein, dass die Unions-Spitze vielleicht ihre Politik besser erklären müsse. Er fügte hinzu: «Wenn man berechtigten Grund hat, darf man jeden kritisieren.» Das müsse aber nicht öffentlich geschehen. «Es gibt Telefone und Handys, bei Kritikpunkten kann man anrufen und das besprechen.»
Der frühere CDU- Generalsekretär Heiner Geißler sah die Kritiker Merkels auf dem falschen Weg. «Teile der Union, vor allem der Wirtschaftsflügel, sind mit der Bewältigung dieser Finanzkrise überfordert», sagte Geißler der Leipziger Volkszeitung.
Nach der Emnid-Umfrage rutscht die Union in der Wählergunst aber nicht noch weiter ab. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, könnte die Union mit 33 Prozent der Stimmen rechnen - das ist ein Plus von einem Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Die FDP legt ebenfalls um einen Punkt auf 16 Prozent zu. Die SPD bleibt unverändert bei 26 Prozent, Grüne und Linke verlieren jeweils einen Punkt. Auch die Beliebtheitswerte der Kanzlerin haben sich nicht verschlechtert.