Parteienrechtler Morlock attackiert Düsseldorfer Uni wegen Schavan-Gutachten
Archivmeldung vom 16.10.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMartin Morlok, Parteienrechtler an der Universität Düsseldorf, hat Kritik an der Weitergabe des Gutachtens über die Doktorarbeit von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) an die Medien geübt. "Es ist äußerst bedauerlich, dass das Gutachten durchgestochen wurde", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Denn das Verfahren ist ja noch gar nicht abgeschlossen. Das ist ein klarer Vertrauensbruch."
Morlok fuhr fort, er halte Stefan Rohrbacher als Verfasser des Gutachtens für unverdächtig. Vermutlich habe ein anderes Mitglied des Promotionsausschusses das Papier weitergeleitet. Dabei werde in der Uni gemutmaßt, dass Geld geflossen sei. Dem Parteienrechtler zufolge gab es 14 Exemplare des Gutachtens, das jedoch nicht per E-Mail, sondern in gedruckter Form weiter gereicht worden sei. Schavan hat 1980 an der Universität Düsseldorf promoviert. Dort wird der Plagiatsvorwurf nun auch überprüft.
Schavans Plagiatsaffäre: Uni stellt Strafanzeige wegen Weitergabe von Informationen
n der Plagiatsaffäre um die Doktorarbeit von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat die Universität Düsseldorf Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf Weitergabe von vertraulichen Informationen gestellt. Die Hochschulleitung arbeite bereits seit dem Wochenende an der Aufklärung des Vorwurfs der Indiskretion, teilte die Hochschule am Dienstag mit. Ein Gutachten der Universität war am Wochenende den Medien zugespielt worden. Die handelnden Organe und Gremien der Philosophischen Fakultät und die Hochschulleitung der HHU würden es bedauern, dass "möglicherweise Teile einer Sachverhaltsermittlung, die im Zusammenhang mit der Überprüfung der Doktorarbeit von Prof. Dr. Annette Schavan erstellt worden ist, unter Bruch der Vertraulichkeit an die Öffentlichkeit gelangt sind", hieß es in der Mitteilung der Universität weiter. "So dies geschehen ist, wäre dieser Vorfall in mehrfacher Hinsicht verletzend", erklärte die Hochschule.
Grünen-Chefin Roth legt Schavan im Plagiatsfall Rücktritt nahe
Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) den Rücktritt nahe gelegt, wenn sich der Plagiatsverdacht bei ihrer Promotion bestätigt. "Sollten sich die Vorwürfe als zutreffend erweisen, frage ich mich, wie ausgerechnet die für Wissenschaft und Forschung zuständige Ministerin ihr Amt noch glaubwürdig ausüben will", sagte Roth dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Angesichts ihrer Vorbildfunktion wiege allein der Verdacht einer wissentlichen Täuschung sehr schwer. "Und nachdem Frau Schavans `Fremdschämen` im Fall Guttenberg vielen noch in Erinnerung ist, muss sie die von ihr selbst gesteckten Maßstäbe und die Kriterien seriöser Forschung besonders penibel erfüllen. Sonst ist sie nicht zu halten."
Schavans Doktorvater hält Dissertation für "sehr beachtlich"
Der Doktorvater von Annette Schavan, der Pädagogikprofessor Gerhard Wehle, hat die umstrittene Doktorarbeit als beachtliche Arbeit bezeichnet und die Ministerin gegen die Plagiatsvorwürfe in Schutz genommen. Die Dissertation sei eine "sehr beachtliche Leistung" gewesen, sagte Wehle der "Rheinischen Post". "Die Arbeit entsprach absolut dem wissenschaftlichen Standard." Die Dissertation habe auf "gelungene Weise die Gewissensbildung mit Methoden aus der Erziehungswissenschaft und der Moraltheologie analysiert", so Wehle. Dieser interdisziplinäre Ansatz sei damals für eine junge Studentin ein "Wagnis" gewesen. Dass Schavan vorsätzlich getäuscht habe, kann sich der 88-jährige Erziehungswissenschaftler nicht vorstellen. "Wie kann man eine Arbeit über das Gewissen schreiben und dabei täuschen?", fragt er. Er habe Schavan als "ehrlichen Menschen" kennengelernt. Im Übrigen dürfte eine Doktorarbeit aus dem Jahr 1980 nicht ausschließlich nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben bewertet werden, kritisierte Wehle. "Das ist nicht verhältnismäßig." Das Gutachten der Universität Düsseldorf kennt Wehle nicht. "Die Universität hat bisher nicht mit mir gesprochen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur