SPD soll über Bahnverkehr der Zukunft entscheiden
Archivmeldung vom 02.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOffenbar bereitet der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, sein drittes Scheitern in Sachen Bahnprivatisierung vor, hat das Bündnis "Bahn für Alle" erklärt. Struck hatte am Wochenende angekündigt, es gebe "kein Zurück" bei der Bahnprivatisierung.
"Tatsächlich gibt es
keinen Parteibeschluss, keinen Fraktionsbeschluss und keinen Bundestagsbeschluss für eine
Bahnprivatisierung", sagte Carl Waßmuth vom
globalisierungskritischen Netzwerk Attac, einem der 13 Träger von "Bahn für Alle". "Als
Sozialdemokrat bin ich sehr verwundert, in welchem Ton
Struck mit seiner Partei und über den Bundesparteitag spricht."
Waßmuth erinnerte daran, dass sieben Landesparteitage Beschlüsse gegen die Bahnprivatisierung gefasst haben und in weniger als einer Woche 450 SPD-Mitglieder einen Aufruf gegen Bahnprivatisierung unterschrieben haben, darunter vier Bundestagsabgeordnete, ehemalige Minister, mehrere Juso- Landesvorsitzende und Mitglieder von Bundes-, Landes-, Unterbezirks- und Ortsvorständen der SPD. "Struck muss nach dem Parteitag vielleicht wieder hinter seine Durchhalteparolen treten, doch für die SPD geht es um eine vorwärts gerichtete Entscheidung über Verkehrspolitik und Klimaschutz", sagte Waßmuth.
Offensichtlich wolle Struck seine politische Karriere mit der Bahnprivatisierung verbinden, sei
dabei jedoch bereits zweimal gestolpert. "Zuerst
scheiterte er damit, das Privatisierungsgesetz noch vor dem Bundesparteitag abstimmen lassen,
dann ging sein Wunsch baden, einen
Bundestagsbeschluss noch in diesem Jahr zu erhalten." Für die Zustimmung beim Bundesparteitag
arbeite er mit falschen Argumenten, erklärte
Waßmuth von "Bahn für Alle".
Struck behaupte, dass die Europäische Union faktisch die Privatisierung fordere. "Wenn einem
Politiker die Argumente ausgehen, spielt er gerne
über die EU-Bande", sagte Waßmuth. "Dabei ist die Bundespolitik in der Lage, sich über
EU-Bestimmungen hinwezusetzen oder sie zu beeinflussen."
Die EU fordere keine Liberalisierung des Schienenpersonenverkehrs, so lange der innerhalb von
Staatsgrenzen fährt. "Wir verlangen von der SPD
und der Bundespolitik, dass sie überlegen, wie die Bahn im Allgemeinwohl fahren soll, und dass
sie diese Wünsche in Bundes- und EU-Recht
umsetzen."
Über die nötigen Ausgaben müsse politisch entschieden werden. Struck behauptet, der Bund könne
nicht mehr als zweieinhalb Milliarden Euro für
den Bahnverkehr aufwenden. "Es geht um die Entscheidung: Soll der Bund sein Vermögen plündern
lassen und die Bahn deutlich unter ihrem Wert
verkaufen, oder soll er investieren, um den Wert zu erhalten? Es geht um finanzielle Werte und
mehr - um Klimaschutz und Mobilität für alle",
sagte das SPD-Mitglied Waßmuth für "Bahn für Alle".
Quelle: Pressemitteilung "Bahn für Alle"