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Caritas warnt vor einheitlichem Mindestlohn

Archivmeldung vom 28.10.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.10.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes Bild: DCV
Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes Bild: DCV

Nach zahlreichen Wirtschaftsvertretern und Ökonomen hat jetzt auch die Caritas als Hilfswerk der katholischen Kirche eindringlich vor einem einheitlichen und flächendeckenden Mindestlohn gewarnt. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Caritas-Präsident Peter Neher, jeder Mindestlohn müsse vor dem Hintergrund der Lage der Langzeitarbeitslosen bewertet werden. "Geschieht dies nicht, kann er zu mehr und nicht zu weniger Armut führen", warnte Neher vor den an diesem Dienstag erstmals anstehenden Beratungen der Koalitions-Unterhändler von CDU, CSU und SPD über die Themen Arbeit und Soziales.

Ein Mindestlohn bedeute die Gefahr, dass Menschen ihre Arbeit deshalb verlören oder künftig keine mehr erhielten, warnte der Caritas-Chef. Er halte es deshalb für "entscheidend", dass es "nach Branchen und am besten auch regional differenzierte Lohnuntergrenzen" gebe.

Der Prälat widersprach dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, der vergangene Woche die Forderung nach einem bundesweit einheitlichen, gesetzlichen Mindestlohn auch mit einheitlichen Preisen begründet hatte: "8,50 Euro bedeuten in Mecklenburg-Vorpommern etwas ganz anderes als in München", entgegnete Neher.

Der Caritas-Präsident plädierte dafür, die Höhe von Mindestlöhnen nicht parlamentarisch oder allein durch die Tarifpartner festzulegen. Er schlug Kommissionen nach britischem Vorbild vor, in denen auch Wissenschaftler vertreten sein sollten. "Gewerkschaften kämpfen vorrangig für Menschen, die Arbeit haben und die ihre Mitglieder sind", erläuterte Neher. "Das ist völlig in Ordnung, aber beim Thema Mindestlohn müssen mehr Akteure beteiligt werden." Schließlich könne man niemanden verpflichten, für einen beschlossenen Mindestlohn auch jemanden zu beschäftigen, warnte der Geistliche vor negativen Folgen für Menschen mit niedriger beruflicher Qualifikation.

Alle in der Caritas ausgehandelten Löhne liegen nach Nehers Worten mit Ausnahme der Fahrdienste weit über der von der SPD in den Koalitionsverhandlungen angepeilten Marke von 8,50 Euro. Auch sei der Wunsch nach einem Mindestlohn als Ausdruck des Bedürfnisses nach einem gerechten Lohn nachvollziehbar, führte Neher aus. Aber ein gesetzlicher, flächendeckender und einheitlicher Mindestlohn sei nicht in der Lage, alle Probleme zu lösen.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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