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Zeitung: Auch das Heer meldet diverse Materialprobleme

Archivmeldung vom 24.09.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.09.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug, kurz GTK Boxer. Bild: wikipedia.org
Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug, kurz GTK Boxer. Bild: wikipedia.org

Die Materialprobleme der Bundeswehr gehen offenbar weit über die in den vergangenen Tagen bekannt gewordenen Ausfälle der Marinehubschrauber hinaus: Auch das Heer habe diverse Probleme gemeldet, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstagaausgabe). Demnach legte die Führung der Streitkräfte am Mittwoch in einer Sitzung des Verteidigungsausschusses dar, wie es um die Ausrüstung der Armee bestellt ist. Dabei hätten sich Zustände offenbart, die von den Abgeordneten als teilweise erschreckend empfunden worden seien.

Generalinspekteur Volker Wieker habe den Verteidigungspolitikern hinter verschlossenen Türen eine eigens für diese Sitzung angefertigte Liste mit der Überschrift "Materielle Einsatzbereitschaft der Streitkräfte" vorgelegt. So stünden dem Heer von 180 gepanzerten Transportfahrzeugen vom Typ Boxer lediglich 70 für Ausbildung, Übungen oder Einsätze zur Verfügung, während sich 110 in der Instandsetzung befänden.

Das Waffensystem sei "nicht versorgungsreif", heißt es der SZ zufolge, was bedeute, dass es unter anderem an Ersatzteilen fehlt. Ähnlich schlecht sehe es bei den Hubschraubern des Heeres aus: So stünden von den 31 Exemplaren des Kampfhubschraubers Tiger im Buchbestand lediglich zehn zur Verfügung.

Beim Hubschrauber NH 90 seien es acht von 33. Auch diese Waffensysteme seien als "nicht versorgungsreif" gekennzeichnet.

Die Abgeordneten zeigten sich der SZ zufolge irritiert. So werde der SPD-Verteidigungsfachmann Rainer Arnold mit den Worten zitiert: "Nur wenn wir nachbohren, erfahren wir was." Das "Schaufenster Bundeswehr" passe nicht zur Realität. Die SPD wolle die Fehler der schwarz-gelben Vorgängerregierung "nicht weiter verantworten".

Die Reform der Bundeswehr sei "Teil des Problems". Generalinspekteur Wieker habe in der Sitzung eingestanden, dass er die Abgeordneten schon in der vergangenen Woche statt erst zu Beginn dieser Woche über die Probleme beim Sea Lynx hätte informieren sollen. Nachdem er im Sommer von den Problemen erfahren habe, sei man jedoch zunächst davon ausgegangen, dass sie sich bald lösen lassen würden. Er habe hier "keine Tangoschritte vor und zurück machen" wollen. Zur Gesamtlage sagte Wieker laut Teilnehmern: "Dieser Zustand wird uns noch einige Jahre so erhalten bleiben."

Technische Situation bei der Luftwaffe schlechter als angenommen

Die technische Situation bei der Bundeswehr-Luftwaffe ist offenbar noch schlechter als angenommen. Das berichtet die "Bild-Zeitung" (Donnerstag) unter Berufung auf eine Übersicht der Bundeswehr. Danach geht aus der Auflistung über die "Materielle Einsatzbereitschaft der Streitkräfte" hervor, dass nur 42 der 109 Eurofighter und 38 der 89 Tornados der Luftwaffe momentan für einen Einsatz verfügbar sind. Als "nicht versorgungsreif" würden darin außerdem der Kampfhubschrauber Tiger und der Transporthubschrauber NH90 klassifiziert. Die relativ neuen Helikopter sollen ohne ausreichende Ersatzteile ausgeliefert worden sein.

Wie die "Bild" weiter schreibt, ist die Bundeswehr-Luftwaffe offenbar am Rande ihrer Einsatzbereitschaft angekommen. Inspekteur Karl Müller habe laut Teilnehmern am Mittwoch im Verteidigungsausschuss erklärt, die Luftwaffe könne ihre Aufgaben momentan zwar erfüllen. Sollten aber weitere Aufgaben hinzukommen, gehe das zu Lasten der Präsenz im Inland.

Als "böse Bescherung" bezeichnete Grünen-Haushälter Tobias Lindner die Berichte der Inspekteure. "Die Lage der Verfügbarkeit des Bundeswehrmaterials stellt sich noch desolater dar als angenommen", sagte Lindner der "Bild". Die verschleppte Ersatzteilbeschaffung in der Amtszeit von Thomas de Maizière habe nun massive Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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