Die CDU testet Murphys Gesetz
Archivmeldung vom 05.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie CDU leidet unter Murphys Law. Murphy wer? Vor mehr als 50 Jahren testete der amerikanische Air-Force-Ingenieur Edward Aloysius Murphy die menschliche Belastbarkeit bei starken Beschleunigungen. An der Testperson wurden alle 16 Elektroden falsch angebracht, was einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 65 563 entspricht. Murphys Gesetz war geboren.
Sein Inhalt ist so simpel wie treffend: Was schief gehen kann, geht schief. Murphy ist überall: Im Supermarkt
ist immer die andere Schlange schneller; die kaputte Waschmaschine
läuft wieder, wenn der Kundendienst kommt, usw. Nun die Union. Merkel
und ihre Truppe sitzen in der Stolperfalle und finden den Ausgang
nicht. Kein Wunder, wenn sich in der Union die Sorgen ausbreiten vor
dem 18. September. So verlor Merkel das Fernseh-Duell, noch bevor es
stattfand. Ihre Entschuldigung, sie habe keine Zeit für ein zweites
Treffen mit Schröder, war hanebüchen; der Kanzler verwandelte den
Elfmeter sicher und kickte noch lässig Stoiber ins Aus. Schröder
punktete im Volk und bei der SPD. Was hängen blieb, war: Merkel
kneift. Dabei: Warum sollte sie sich eigentlich zu ihrem eigenen
Nachteil von Schröder die Wahlkampf-Regeln diktieren lassen? Selbst
einem Kanzlerkandidaten kann es passieren, brutto mit netto zu
verwechseln. Sich denselben Flop allerdings ein zweites Mal zu
leisten und dabei dann auch noch dilettantisch die Sache vertuschen
zu wollen, macht aus einer lässlichen Panne erst einen richtigen
Fehler. Murphy klärte nie, wann sein Gesetz richtig gut funktioniert.
Eine Bedingung lautet: Angst, vor allem: Angst vor der eigenen
Courage. Merkel und Co. passieren plötzlich vermeidbare Fehler, weil
sie sich ihrer Sache nicht sicher sind. Und weil die Aufgabe so groß
ist: Deutschland mit der Globalisierung zu versöhnen; den vielen
verängstigten Menschen wieder eine Perspektive zu geben; Verzagtheit
in Hoffnung umzubiegen. Und das bei Rekord-Arbeitslosigkeit, Rekord-
Verschuldung und Rekord-Resignation. Lafontaine hat einmal gesagt,
nur wer selbst für eine Sache brenne, könne andere anstecken. Dieses
Charisma strahlt Merkel derzeit nicht aus, diese Entschlossenheit
fehlt im Moment der Union. Bleibt das so, könnte die Lage am Abend
des 18. September doch noch unübersichtlich werden.
Quelle: Pressemitteilung WAZ