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Kardinal Woelki wirft Seehofer in der Flüchtlingspolitik Zynismus und einen zivilisatorischen Bruch mit europäischen Werten vor

Archivmeldung vom 25.05.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.05.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dr. Rainer Maria Woelki Bild: erzbistum-koeln.de
Dr. Rainer Maria Woelki Bild: erzbistum-koeln.de

Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, hat die Flüchtlingspolitik Deutschlands und der EU scharf attackiert und das Abkommen mit der Türkei zur Rücknahme von Flüchtlingen als "infam" bezeichnet. "Unsere führenden Politiker wollen uns in den Dornröschen-Schlaf zurückversetzen oder sind als Sandmännchen unterwegs", sagte Woelki dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Sie möchten uns einschläfern und uns weismachen, es sei jetzt wieder alles wie vorher und wir seien wieder im 'Closed Shop' des 'guten alten Europa' angekommen."

Mit einem Flüchtlingsboot mutmaßlich libyscher Schlepper, das Woelki aus Malta nach Köln holen ließ und das nun im Gottesdienst am Fronleichnamsfest (Donnerstag) vor dem Kölner Dom eingesetzt wird, solle dieses "Märchen entlarvt" und die "Abschottungspolitik" der Europäer angeprangert werden, so Woelki weiter. "Ich bin überzeugt, heute säße Jesus in dem Flüchtlingsboot." Deshalb werde es als "ein Ort der Gegenwart Gottes" am Fronleichnamsfest den Altar tragen.

Dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer warf Woelki Zynismus vor. Ein Ende der Willkommenskultur für "notariell besiegelt" zu erklären, wie Seehofer es mit Blick auf verschärfte Grenzkontrollen getan hatte, sei vor dem Hintergrund der Verpflichtung zur Aufnahme und Unterbringung von Menschen in Not "ein zivilisatorischer Bruch mit den Werten Europas und unserer deutschen Verfassung". Woelki bekräftigte seine Forderung nach einem Einwanderungsgesetz, das legale Zugänge nach Europa und Deutschland ermöglichen würde. Damit würden zum Beispiel Anreize gemindert, unbegleitete Minderjährige mit dem Ziel eines Familiennachzugs aus Krisenregionen auf den lebensgefährlichen Weg nach Europa zu schicken, erklärte Woelki.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)

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