Berlins Justizsenatorin sieht keine Chance für AfD-Verbot
Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) sieht aktuell rechtlich keine ausreichende Möglichkeit dafür, die AfD bundesweit verbieten zu lassen. "Gegenwärtig sind nur drei von insgesamt 16 AfD-Landesverbänden als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft", sagte die CDU-Politikerin der "Welt".
"Drei von 16, reicht das? Nein, das trägt nicht, unter keinen
Umständen." Zudem fände man im Programm der Partei "nicht ausreichend
viel, was ein Verbotsverfahren stützen könnte".
Vor ihrer
Ernennung von Senatorin war Badenberg bis April 2023 Vizepräsidentin des
Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) und hatte in der Kölner Behörde
die Einstufung der Partei als rechtsextremistischer Verdachtsfall auf
den Weg gebracht. Statt eines generellen Verbots der AfD gibt es aus
ihrer Sicht mehrere "andere Möglichkeiten, den extremistischen
Auswüchsen der Partei zu begegnen". Hier habe es die Politik bislang
versäumt, das zur Verfügung stehende Spektrum an Instrumentarien wirksam
einzusetzen.
Badenberg hält es für aussichtsreich, beim
Verfassungsgericht Verbotsanträge gegen einzelne AfD-Landesverbände zu
stellen, die von den Verfassungsschutzbehörden bereits als gesichert
rechtsextremistisch eingeordnet worden sind. Dabei handelt es sich um
die Organisationen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Badenberg
sagte der "Welt": "Beim AfD-Landesverband Thüringen etwa ist es doch
längst unstrittig, dass alle Voraussetzungen für ein Verbot vorliegen."
Die Wortwahl von Landeschef Höcke sei eindeutig, so Badenberg.
Verbotsanträge
gegen einzelne Landesverbände wären ein Novum. Badenberg erklärt, da
betrete man zwar verfahrensrechtliches Neuland, einen Versuch sei es
aber wert. Sollte ein solches Vorgehen von Erfolg gekrönt sein, würden
alle Abgeordneten des verbotenen Landesverbandes ihr Mandat verlieren,
auch auf Europa-, Bundes- und Kommunalebene. In diesem Fall wäre auch
nicht statthaft, eine Nachfolgeorganisation zu bilden.
Badenberg
schränkt allerdings ein: "Es darf einer Partei nicht verwehrt werden,
einen neuen Landesverband zu gründen. Aber nicht mehr mit dem alten
Personal." Da müsse es eine glaubhafte Erneuerung geben. "Um es plakativ
auszudrücken: Dann wäre Höcke draußen", sagte Badenberg der "Welt".
Quelle: dts Nachrichtenagentur