Politologe meldet Zweifel an Leistungskürzungen für Flüchtlinge an
Archivmeldung vom 30.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDresdner Politikwissenschaftlers Hans Vorländer hat sich zurückhaltend geäußert zu den Plänen, das Gros der Leistungen für sogenannte "Dublin-Flüchtlinge" zu streichen. "Eine Leistungsreduktion ist auch heute schon möglich", sagte er der "Rheinischen Post".
"Aber ob das Prinzip, nur Bett, Brot und Seife zur Verfügung zu stellen,
verfassungsmäßig ist, wird höchstrichterlich entschieden werden
müssen", erklärte der Wissenschaftler, der auch Vorsitzender des
Sachverständigenrats für Integration und Migration ist.
"Das
physische Existenzminimum, was zum Überleben notwendig ist, muss
gewährleistet werden, und hier stellt sich die Frage, wie man das
bemisst. Wichtig ist dabei, dass der Menschenwürdeschutz des
Grundgesetzes gewahrt bleibt", sagte er. "Gar nichts mehr zu geben, wäre
also klar verfassungswidrig."
Der Effekt, der erzielt werden
solle, sei Abschreckung in Bezug auf die sogenannte Sekundärmigration
innerhalb der Europäischen Union. "Die Leute sollen also, wenn sie zum
Beispiel in Bulgarien, Italien oder in Griechenland ankommen, gar nicht
erst weiterziehen nach Deutschland", sagte der Politologe zu der
Maßnahme.
Beim Vorhaben, dass Flüchtlinge den Schutz in
Deutschland verlieren, wenn sie ohne einen triftigen Grund in ihr
Heimatland zurückkehren, sieht Vorländer in der Praxis Schwierigkeiten.
"Die Behörden dürften sich schwertun, plausible Abgrenzungen zu finden:
Es ist doch wohl die absolute Ausnahme, dass Flüchtlinge in ihren
Herkunftsländern Urlaub machen. In der Regel reisen sie zu Begräbnissen,
Hochzeiten oder zu schwer kranken Familienangehörigen zurück, und das
sind triftige Gründe."
Mit dem sogenannten "Sicherheitspaket"
möchte die Bundesregierung seiner Ansicht nach Handlungsfähigkeit
demonstrieren. "Die Nähe zu den Wahlterminen ist dabei offensichtlich",
so Vorländer. "Im Kontext der drei bevorstehenden Landtagswahlen will
die Ampelkoalition Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur