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Ministerpräsident Haseloff: "Marx hätte das nicht gewollt"

Archivmeldung vom 04.05.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.05.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Reiner Haseloff (2017)
Reiner Haseloff (2017)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat zum 200. Geburtstag des Philosophen Karl Marx die Folgen seiner Lehre kritisiert. "Tyrannen und Mörder beriefen sich auf die Marxsche Lehre. Marx hätte das wohl nicht gewollt. Aber dass die kommunistischen Regime in seinem Namen errichtet werden konnten, daran ist er gewiss nicht unschuldig, auch nicht am Konflikt zwischen Politik und Ethik im Kommunismus", schreibt Haseloff in einem Gastbeitrag für die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung.

Diese Zusammenhänge müssten immer wieder benannt werden. "Auch die SED definierte sich als Diktatur des Proletariats und rechtfertigte damit ihre Herrschaft und den Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze. Faktisch herrschte in der DDR die Diktatur einer kleinen Minderheit im Namen der Arbeiterklasse", so Haseloff weiter. Die Folgen der kommunistischen Herrschaft seien heute noch spürbar. "Ich denke dabei auch an den staatlich verordneten Atheismus. Für Marx war Religion das "Opium des Volkes" und stand dem Fortschritt im Weg. Heute zählen die neuen Bundesländer zu den am meisten säkularisierten Regionen Europas. Das ist unmittelbar auf die SED-Diktatur und ihren Kirchenkampf zurückzuführen", schreibt der Regierungschef. Es gebe zwar das "Bedürfnis des Menschen, eine ideale Welt zu schaffen", so Haseloff weiter. "Den idealen Staat und die ideale Marktordnung wird es aber nie geben. Sie sind eine Utopie. Und wohin Utopien führen, wissen wir.

Wer, so wie ich, die DDR noch erleben durfte, weiß, dass sie alles andere als eine ideale Welt war", schreibt Haseloff in dem Gastbeitrag. Es gebe eine "weit verbreitete Sehnsucht nach mehr Gleichheit und Gerechtigkeit". Die Menschen sehnten sich aber nicht nach den Verhältnissen im real existierenden Sozialismus, "der aufgrund auch seines falschen Menschenbildes in ein für uns noch heute enorm belastendes ökonomisches Desaster führte", so der ostdeutsche Spitzenpolitiker. "Der Kapitalismus steht unter einem enormen Rechtfertigungsdruck, vielleicht dem größten seit hundert Jahren", schreibt Haseloff. "Es gilt daher, das soziale Element der Marktwirtschaft zu bewahren, nicht aber Ideologien romantisch zu verklären, die im letzten Jahrhundert krachend gescheitert sind", so der Ministerpräsident.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)

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