Erster Parlamentarischer Geschäftsführer DIE LINKE, Jan Korte: Linke Politik muss den Kopf und den Bauch erreichen
Archivmeldung vom 21.06.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Linken-Fraktion, Jan Korte, stellt sich im phoenix-Interview hinter die Kernthese der innerparteilich umstrittenen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. "Die Art und Weise, wie bestimmte Thesen von Sahra Wagenknecht vorgetragen werden, ist nicht meine Art", so Korte.
Korte weiter: "Aber es ist ein bestimmter Kern, den ich für diskussionswürdig halte. Was ist in den letzten Jahren passiert, dass vor allem die untere Mittelschicht in großer Panik vor dem sozialen Absturz ist?" Diese Frage müsse die Linke umtreiben. "Gerade bei Arbeiter:innen, für die diese Partei gegründet wurde, ist die Linke mit extrem schlechten Resultaten herausgekommen." Um dies zu ändern, müsse die Partei eine "linke Politik formulieren, die nicht nur den Kopf erreicht, sondern auch zwingend den Bauch", so Korte weiter.
Die liberale Flüchtlingspolitik der Linken sieht der Parlamentarische Geschäftsführer nicht als Hauptgrund für die Umfragewerte der Partei. "Das ist ein Grund, aber bei den größten Erfolgen der Linken wie der Wahl in Sachsen-Anhalt 2009 mit über 30 Prozent hatten wir auch schon eine klare, liberale Flüchtlingspolitik", so Korte. "Als Sozialist und Internationalist ist für mich die Frage der internationalen Solidarität zentral. Das hat etwas mit der Bekämpfung von Fluchtursachen wie Waffenexporten und einer unfassbaren Weltwirtschaftspolitik zu tun."
Antisemitismus in Deutschland verurteilt Korte deutlich: "Antisemitismus ist nicht akzeptabel, egal von wem er kommt, wo und in welcher Form er artikuliert wird, da gibt es kein Wackeln." Die Hauptursache für antisemitische Vorfälle in der Bundesrepublik sieht er nicht in der Zuwanderung, sondern in der deutschen Geschichte. "Das hat etwas damit zu tun, dass das antisemitische Denken strukturell tief in der bundesdeutschen Gesellschaft verankert ist", so Korte. Auch antisemitische Demonstrationen in Deutschland während der letzten Konflikte zwischen Israel und Palästina kritisiert der Linken-Politiker scharf: "Das ist abartig, das ist inakzeptabel und da gibt es nichts daran zu deuten oder zu relativieren - ohne Wenn und Aber: inakzeptabel, völlig daneben und abartig."
Quelle: PHOENIX (ots)