Sevim Dagdelen: Panzer mit Wehrmachtsnamen zeugt von Geschichtsvergessenheit
Archivmeldung vom 17.06.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.06.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Namensgebung für den neuen Rheinmetall-Kampfpanzer "KF51 Panther" stößt auf Kritik. Einen Panzer namens Panther gab es auch schon in der Wehrmacht - massenhaft eingesetzt im Zweiten Weltkrieg. Sevim Dagdelen, Obfrau der Linkspartei-Fraktion im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages und Sprecherin für Internationale Politik und Abrüstung, sagte der "Heilbronner Stimme": "Namen sind nicht nur Schall und Rauch, sondern auch wichtige Symbole."
Dagdelen weiter: "Es ist schon schlimm genug, dass es immer noch Bundeswehrkasernen gibt, die nach Hitlergenerälen benannt sind. Ein Kampfpanzer mit Wehrmachtsnamen zeugt mindestens von grober Geschichtsvergessenheit und kann nur als Zeichen eines neuen Militarismus gewertet werden. Rheinmetall steigen offenbar die erwarteten Riesenprofite durch das Aufrüstungsprogramm der Bundesregierung zu Kopf." Sie fügte hinzu: "Ich erwarte, dass die Verteidigungsministerin dieses Ansinnen eindeutig zurückweist."
Kritisch äußerte sich auch der Historiker Michael Wolffsohn. Er sagte der "Heilbronner Stimme" zur Wahl des Namens Panther: "Ich finde es unpassend, bin aber ziemlich sicher, dass die Akteure das nicht wissen. Ahnungslosigkeit ist deutscher Alltag." Wolffsohn lehrte Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr München.
Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall hatte seinen neuen Panzer Anfang dieser Woche auf der europäischen Waffenmesse Eurosatory in Paris vorgestellt. Der KF51 Panther gilt als potenzieller Leopard-2-Nachfolger und als Antwort auf Russlands Panzerneuheit T-14, die aber noch nicht in Serie produziert wird.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Panzerkampfwagen V Panther vom Konzern MAN entwickelt und an die Wehrmacht ausgeliefert. Dessen Konstruktion galt als Antwort auf den sowjetischen T-34. Zum Einsatz kam der Panther u.a. an der Ostfront in Kursk, bei der wohl größten Panzerschlacht der Geschichte. Die russische Stadt Kursk liegt unweit der Grenze zur Ukraine. Die Tradition, gepanzerte Fahrzeuge nach wilden Tieren zu benennen, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf. Heute heißen sie z.B. Puma, Leopard oder Luchs, im Zweiten Weltkrieg Tiger oder Elefant.
Quelle: Heilbronner Stimme (ots)