Linke-Chefin Kipping würdigt Gauck-Äußerungen
Archivmeldung vom 08.11.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping, hat die jüngsten Äußerungen von Bundespräsident Joachim Gauck zur SED positiv gewürdigt. "Ich finde es ausdrücklich richtig, dass der Bundespräsident Irritationen ausräumt", sagte sie der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe).
"Wir brauchen sogar einen Neuanfang in der Erinnerungspolitik. Das zentrale Motiv muss es sein, Brücken zu bauen und eine neue Kultur des Zuhörens zu etablieren. Überall dort, wo die Erinnerung vordergründig im Parteienstreit instrumentalisiert wird, steht die Aufarbeitung und Versöhnung hintenan." Geschichtspolitische Rosinenpickerei diene vielleicht der tagespolitischen Landnahme, aber niemals dem Lernen aus der Geschichte im Interesse von Demokratie und Rechtsstaat. Kipping fügte hinzu: "Wir müssen Wege finden, die verschiedenen Perspektiven auf die DDR, auf Unrecht, auf Widerstand, auf Alltag und Lebensleistungen miteinander in einen Dialog zu bringen, um die Brücken zu bauen, die Versöhnung ermöglichen. Wir müssen über eine Erinnerungspolitik, die nur auf Polarisierung zielt, hinauswachsen." Gauck hatte sich kürzlich kritisch zu einer möglichen rot-rot-grünen Koalition in Thüringen geäußert, nun aber in der "Berliner Zeitung" einen anderen Akzent gesetzt und erklärt, dass der Wählerwille und das anstehende Votum der Abgeordneten "in einer Demokratie zu respektieren" seien. Zudem hätten die Friedfertigen in den Sicherheitsorganen der DDR Respekt verdient. Auch sie hätten durch ihre Gewaltlosigkeit zur Friedlichen Revolution von 1989 beigetragen. "Wir haben schon damals die Gegenseite nicht als monolithischen Block gesehen", sagte das Staatsoberhaupt über seine Zeit in der DDR-Bürgerbewegung Neues Forum. "Es gab sogar in den Führungsetagen der SED einige wenige, die es mit Dialog versuchen wollten." Sie hätten gemeinsam mit den Oppositionsgruppen zur Deeskalation und so zur Friedlichkeit der Wende beigetragen.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)