DGB warnt vor Rente mit 67 und fordert höheren Bundeszuschuss
Archivmeldung vom 31.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDeutsche Gewerkschaftsbund hat SPD und Union davor gewarnt, das gesetzliche Renteneintrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen. "Wer das jetzt ankündigt, verbreitet in der Bevölkerung riesige Verunsicherung und schwächt dadurch die Binnenkonjunktur noch mehr", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer dem Berliner "Tagesspiegel".
Auch in der SPD gibt es Unmut über die in den
Koalitionsgesprächen erwogene Anhebung. SPD-Fraktionsvize Michael
Müller sagte dem "Tagesspiegel", die Unzufriedenheit sei spürbar. Er
verlangte: "Über die Rente mit 67 darf erst entschieden werden, wenn
alles andere nicht mehr funktioniert."
Zu der Ankündigung von SPD-Chef Franz Müntefering, die Anhebung des
Rentenalters mit einem Beschäftigungsprogramm zu flankieren, sagte
Engelen-Kefer, dass es diese Programme bereits gebe. An der
"regelrechten Blockade in den Betrieben bei der Einstellung und
Weiterbeschäftigung Älterer" hätten sie nichts geändert. Angesichts
der hohen Arbeitslosigkeit würde ein höheres Eintrittsalter "weitere
Rentenminderung" bedeuten, warnte die DGB-Vizevorsitzende. Wer nicht
so lange arbeiten könne, müsse dann noch höhere Abschläge in Kauf
nehmen.
Stattdessen forderte Engelen-Kefer höhere Bundeszuschüsse zur
Rentenversicherung."Solange die Politik
nicht-sozialversicherungspflichtige Beschäftigung fördert, muss sie
auch bereit sein, die Löcher in der Sozialversicherung zu stopfen",
sagte sie.
Durch geringfügige Beschäftigung gingen den Systemen pro
Jahr 1,3 Milliarden Euro verloren. Hinzu kämen Ein-Euro-Jobs und
Ich-AGs. Außerdem müsse die "gravierende Ungerechtigkeit" beseitigt
werden, dass die deutsche Einheit mit Milliardenbeträgen aus der
Sozialversicherung mitfinanziert werde. 340 Milliarden Euro seien so
von 1990 bis 2004 von West nach Ost geflossen, "und es geht weiter
mit 25 bis 30 Milliarden jedes Jahr". Würde man die dadurch
entstandenen Lücken "nach und nach aus Steuermitteln auffüllen, wäre
es nicht nötig, Renten zu kürzen oder Beiträge zu erhöhen".
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel